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Geh Oida!
13.02.2011
"Mama, können wir das öfter anschauen?", sagte Laurenz, 5 Jahre und seines Zeichens mein Sohn, nach der Premiere von „Ein Sommernachtstraum“ nach William Shakespeare gestern im Next Liberty in Graz. An diesem Punkt könnte die Stückbesprechung auch schon wieder zu Ende sein, denn welches größere Kompliment könnte eine Aufführung von seinem Publikum bekommen? So manche Stelle, an der sich die Stückfassung an die Schlegel-Übersetzung gehalten hat, quittierte mein Sohn allerdings mit: „Was hat er g'sagt?“ Da war Lysanders „Geh Oida!“ schon leichter zu verstehen.

Das Stück ist für ein Publikum ab 14 Jahren bestimmt, doch warum die Jüngeren ausschließen? Mein Sohn hat sich zwei Stunden lang köstlich amüsiert und zum Gaudium des restlichen Publikums lauthals gelacht. Shakespeare und Kinderlachen - was für eine zauberhafte Kombination!

Regisseur C. C. Weinberger und sein Ensemble haben eindeutig bewiesen, dass Theater von der ersten bis zur letzten Minute spannend, unterhaltsam und lustig sein kann. Die Adaptierung des Shakespeareklassikers ist voll schräger, genialer und unfassbar komischer Ideen (es sei nur der Vorarbeiter in bester Mundl-Manier genannt). So macht man Theater für Kinder interessant!

Liebeswirren als Großbaustelle

Der lugnereske Baulöwe Theseus (Alois Frank) heiratet bald sein Hippolyta-Katzi (Florentina Klein). An diesem Tag soll sich auch Hermias (Lisa Schrammel) Schicksal entscheiden - Heirat mit Demetrius (Martin Niederbrunner) oder Nonnendasein. Sie aber will Lysander (Felix Rank) und er sie. Helena (Caroline Mercedes Hochfelner) zieht es zu Demetrius. Nur zu Helena zieht es keinen. In der Feenwelt, fernab vom Hof des Bau-Tycoons, gibt es ebenfalls Ärger: Oberon (Alois Frank), der Elfenkönig, der in Form eines Wald-Rambos über die Bühne fegt, ist wegen seiner in Lady-Gaga-Latex-Kostüm mit todesmutigen Plateau-High-Heels gewandeten Titania (Florentina Klein) rasend vor Eifersucht.

Alles in allem eine riesen Baustelle!

Dann kommt auch noch der Droll Puck (Helmut Pucher), der Gefallen daran findet, die Liebesverwirrungen mit seinem Zauber noch verwirrender zu machen. Puck ist ein Schelm, der einfach nur spielen will, was sich in seinen ständig wechselnden Kostümen widerspiegelt: Einmal Super-, dann Batman bis er schließlich als Elvis-Imitator mit den Worten: „Jetzt häng' ich“ in der Luft baumelt. Von dort aus entwirrt er zum Schluss noch, was völlig verworren war und, wie eine junge Dame im Publikum bereits zu Beginn des Stückes sehr treffend bemerkte: „Am Ende kriegt eh jeder jeden.“

Ob das nun wirklich gut ist, dass alle Verliebtheiten bedient werden, sei dahingestellt und an dieser Stelle Titania (vielleicht schon an den Ehealltag denkend) zitiert: „Wie mir nun vor dieser Larve graut.“

„Am meisten hat mir gefallen, dass der eine nackt war.“

Das sagte mein Sohn über Zettel (Michael Rutz), der in ein leichtgeschürztes Chippendale-Schwein verwandelt wird, dem Titania verfällt. In der Folge und ob des stürmischen und sich immer und immer wiederholenden körperlichen Begehrens verfällt Zettel, das Schwein, körperlich. Muss Mann also ein Schwein sein, damit ihm die Frauen verfallen? Dann hat Regisseur Weinberger wohl auch recht, wenn er meint, die bodenständige Helena merkt verzweifelt, dass die tussigere Hermia eher die Männer auf sich aufmerksam macht.

Tussis und Schweine sollen das Sagen haben? Zum Glück ist so ein Theaterstück bei allem Unterhaltungswert reine Fiktion!

(kwh)

Fotos: Next Liberty / Lupi Spuma

die-frau.at