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Sich in der Gesellschaft richtig zu präsentieren ist ein Zeichen der Macht
18.06.2012
Palais Herberstein wirft mit seinem Baustil, den barocken Bemalungen der Kuppen, mit der Raumfolge nicht nur die Touristen, sondern auch so manche Einheimische um. Wer die Räume und deren Ausstellungsinhalte sich zumindest einmal angeschaut hat, hat seine Zeit gut investiert. Dadurch, dass die Informationen zu den ausgestellten Objekten relativ kompakt und mit den wichtigsten Inhalten präsentiert sind und jede Austeilung den Epochen, Objekten und Personen entsprechend aufgeteilt ist, wird man sich nicht lange durch die Räume irren und jeder, auch ein Kind, kann die gegebenen Informationen kompakt mit einem Nutzen für sich aufnehmen. Auch wenn der Ausstellungsraum sich wie ein Labyrinth durch je einen Stockwerk des Palais zieht. Für die Ausstellung im zweiten Stock wurden mir 30 Minuten vor dem Schluss gewährt…

Im Erdgeschoss fliege ich schnell die aktuelle Ausstellung über die Sammlung Schullin durch. Einiges kann ich mir an den Ideen aus den „Produkten“ des Workshops aus den 90er Jahren für meine eigenen Kreationen entnehmen. Quirliges und relativ ausgefallenes Zeug war damals in Mode. Besonders aufgefallen ist mir der Ring mit einem kleinen Damenschuh mit Spitze darauf. Bereits als Objekt für das Plakat.

Im ersten Stock kann man immer noch die Ausstellung über die Zeit/ Vom Augenblick zur Ewigkeit besuchen.

Und der zweite Stock hat ein Angebot für jede Geschmacksrichtung. Wer die Avantgarde in der Mode schätzt, kann sich die Kreationen von der Modeschule in Graz anschauen. „Town in the Past/ Graz im Gwand der Zeit“ – so werden die fünf Damen, die die Geschichte von den Stilepochen Renaissance, Barock/Rokoko, Empire, Jugendstil und die 1920er-Jahre auf ihrer Haut tragen, genannt. Eindeutig ist, dass die Mode immer wieder zurückkehrt. Wer weiß, vielleicht liest man  über Janina Engel, Julia Groß, Viola Jung, Gloria Murschetz und Victoria Pöttler demnächst in der Kleinen Zeitung, Kronen Zeitung oder auch in den Schlagzeilen der Seitenblicke Magazine. Triftig ist der Titel dieser Ausstellung, denn die Gegenstände erzählen uns tatsächlich viel über deren Inhaber und über die Zeit, als diese entstanden sind und in Nutzung waren. Die Ausstellung über die Machtsymbole zeigt prachtvolle Tracht von den Päpsten, teure Kelche, die unter anderem von der Hand des  Hofmeisters Klinkosch gekommen sind, die die Zeugen dafür sind, dass die Kirche in dem 15. Jahrhundert(und heute nicht mehr?!) an der Macht gewesen ist.  Für jemandem, der sich mit der Kunst, der Kunstgeschichte oder auch mit den Antiquitäten im Allgemeinen auseinandersetz, vor allem für diejenigen, die damit beruflich täglich zu tun haben, ist die Ausstellung im zweiten Stock das perfekte Ort zum chillen. Steirischen Herzogshut, der aus Silber, vergoldet mit Samt und Perlen gemacht wurde oder der Gotischer Prunkwagen Friedrichs III., der mitten in Graz entdeckt wurde, werfen einen durchschnittlichen Besucher richtig um. Und wen man an die Zeit, Aufwand und den Wert so einen Gegenstandes denkt, weiß man diese Sachen zu schätzen. Auch wenn man sie nicht anfassen und nicht kaufen kann.

Mitten in der Ausstellung im zweiten Stock über die Statussymbole hat sich ganz die Ausstellung zu George von Peuerbach, Hofastronom und Sterndeuter, ganz ohne notwendige Beschriftungen eingeschlichen. Eingeschlichen steht hier zu Recht, denn einen Übergang kann man hier leider nicht feststellen.

Was ist der Sinn und der Effekt dieser Ausstellung? Wenn man die damaligen Statussymbole, also die aus dem 15. Jahrhundert, mit den heutigen vergleicht, kann man feststellen, dass es sich nicht besonders vieles geändert hat. Gold, Silber, dies entweder getragen oder auch im Haus schön eingerichtet, werden heute immer noch als Symbole von Eliten gesehen. Sich in der Gesellschaft entsprechend zu präsentieren gehört zum Lifestyle. Diejenige, die sich Dreads auf den Kopf setzen, mit einem Strandkleid oder einer zerrissenen Hose und ausgewaschenem T-Shirt durch die Stadt bummeln, werden zwar nicht „sichtlich“ ausgestoßen, in die gewissen Kreise jedoch nicht weiter zugelassen. Wie diese Welt funktioniert kann man an einem einfachen Beispiel sehen: man wird in einen Restaurant besser und schneller bedient, wenn man eine Rolex und viel Goldschmuck mit Brillanten mit je vier Karat trägt.

Varvara Shcherbak
 

die-frau.at