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You’re a wanted man, Peter Parker
07.07.2012
Nur fünf Jahre nach dem dritten und letzten Teil von Spider-Man unter der Regie von Sam Raimi bringt Columbia Pictures zusammen mit Marvel Entertainment eine neue Version des Superhelden auf die Leinwand - eine bislang noch nicht erzählte Geschichte, die eine völlig andere Seite von Peter Parker zeigt. Die Hauptrollen des neuen Films spielen Andrew Garfield, Emma Stone, Rhys Ifans, Denis Leary, Campbell Scott, Irrfan Khan sowie Martin Sheen und Sally Field.

THE AMAZING SPIDER-MAN™ erzählt die Geschichte von Peter Parker (ANDREW GARFIELD), einem High School Schüler und Außenseiter, der als kleiner Junge von seinen Eltern verlassen worden ist und seitdem von seinem Onkel Ben (MARTIN SHEEN) und seiner Tante May (SALLY FIELD) aufgezogen wird.

Wie die meisten Teenager, versucht Peter herauszufinden, wer er ist und wie er zu der Person geworden ist, die er heute ist. Außerdem findet er seine erste High School Liebe, Gwen Stacy (EMMA STONE). Gemeinsam kämpfen die beiden um Liebe, Hingabe und Geheimnisse. Als Peter einen mysteriösen Aktenkoffer entdeckt, der einst seinem Vater gehört hat, fängt er damit an, Nachforschungen anzustellen, weil er verstehen will, warum seine Eltern damals so plötzlich verschwunden sind. Seine Recherchen führen ihn direkt zu Oscorp und dem Labor von Dr. Curt Connors (RHYS IFANS), dem ehemaligen Partner seines Vaters.


Nachdem Spider-Man sich auf einen Kollisionskurs mit Connors Alter Ego The Lizard begeben hat, muss Peter einige lebensverändernde Entscheidungen treffen, wie er seine Kräfte einsetzt. Und er formt sein Schicksal, ein Held zu sein.
 
Auch wenn der Film durchwegs spannend und unterhaltsam ist - so seltsam ist es doch, einen anderen Schauspieler in der Rolle des Peter Parker zu sehen. Zuletzt war es noch Tobey Maguire, der uns eine vollkommen glaubwürdige und passende Darstellung eines Peter Parker alias Spider-Man geliefert hat. Und doch geht mir Andrew Garfield nicht mehr aus dem Kopf. Dem sympathischen Engländer ist die Rolle des Underdogs wie auf den Leib geschneidert. Zuletzt in Filmen wie „Never let me go“ (Alles, was wir geben mussten) als durch gezwungenermaßen Organspender zum frühen Ableben verdammter Klon Tommy oder „The Social Network“ als Mitbegründer des sozialen Netzwerks Facebook Eduardo Saverin zu sehen, kann sich der 28-Jährige schon zu Hollywoods Lieblingen zählen. Aber auch die lustigen Szenen hat der Brite super drauf. Vor allem jene Momente, in denen er sich erst an seine neu gewonnenen Kräfte gewöhnen muss und aus Versehen ein ganzes Zugabteil an Schlägern vermöbelt.
 
Es ist lustig anzusehen, wie sich Peters Gehabe durch den Anzug grundlegend verändert. So schüchtern er als Peter Parker ist, so draufgängerisch und forsch ist er, wenn er den rot-blauen Anzug trägt. Vor allem die Situationen, in denen er sich mit Gwen unterhält, sind sehr amüsant. Das Paar ist wie geschaffen für einander – wie offensichtlich im wirklichen Leben auch.
 
 
Emma Stone als Gwen passt so gut auf die ihr zugeschriebene Rolle wie Denis Leary als deren Vater Captain Stacy. Auch Emma Stone hat sich innerhalb von kürzester Zeit zu einem Publikumsliebling entwickelt – sei es neben Ryan Gosling in „Crazy, Stupid, Love.“, als Highschool-Außenseiter und Scharlachroter Buchstabe Olive in „Easy A“ (dt.: „Leicht zu hAben“) oder zuletzt als Verfasserin des revolutionären Buches Skeeter Phelan in „The Help“.
 
 
Auch der Bösewicht kann mal wieder überzeugen – sucht man sich aus Absicht immer Briten als Antagonisten aus? Jedenfalls ist Rhys Ifans als Dr. Curt Connors, der dann später zu The Lizard wird, sowohl sympathisch als auch furchterregend gespielt. Die meisten von uns kennen den Waliser wahrscheinlich aus der romantischen Komödie Notting Hill und haben ihn gerade durch diese schrullige Rolle lieben gelernt. Seit er den Shakespeare-Konkurrent in Anonymous mimte, dürfte man ihn schließlich als ernsthaften Schauspieler erkannt haben, den wir mit Sicherheit noch oft zu Gesicht bekommen werden.
 
 
The Lizard ist ein würdiger Gegner für unseren Spidey, der siich gerade einmal an seine neuen Kräfte gewöhnen muss und noch Schwierigkeiten damit hat, sich selbst zu akzeptieren, geschweige denn, richtig mit neu gewonnener Macht verantwortungsvoll umzugehen. Eine obligatorische Szene mit Comicbuchschöpfer Stan Lee als Bibliothekar in Peter Parkers Schule, die herrlich witzig in den Zweikampf zwischen The Lizard und Spider-Man eingebunden wird, führt dazu, dass der intelligente junge Mann merkt, was das schief gelaufene Experiment namens Dr. Conners wirklich vor hat – nämlich die gesamte Stadt New York mit seiner Gabe zwangs-zu-beglücken. In Form einer riesigen Giftwolke, die die Einwohner New Yorks in Riesenechsen mit übermenschlichen Kräften verwandeln soll.
 
 
Atemberaubende 3D-Effekte lassen unseren Helden durch die Großstadt an der Ostküste der USA schwingen, sodass man sich gar nicht davor retten kann, mindestens einmal laut „Wow“ vor sich hin zu sagen.
 
So wird der Außenseiter schließlich doch noch vom verhassten „vigilante“ zum Liebling der Stadt. Der Vater eines von Spider-Man geretteten Jungen ist es, der wortwörtlich alle Hebel in Bewegung setzt, um den Superhelden bei seinem Vorhaben zu unterstützen, The Lizard aufzuhalten, den Apparat, der die Giftwolke freisetzen soll, am Turm von Oscorp zu platzieren. Er wurde nämlich zuvor von der Polizei angeschossen und kann sich nur schwer auf den Beinen halten. So dürfen wir uns in einer sehr bewegenden Szene ansehen, wie der Kranfahrer die Anweisung gibt, jeden einzelnen Kran so umzustellen, dass sich Spider-Man schneller Richtung Oscorp-Turm zu bewegen kann. Obwohl wir den Gesichtsausdruck von Peter Parker durch die Maske nicht sehen können, stellen sich einem beinahe die Haare im Nacken auf, wenn man merkt, wie bewegt er durch diese Geste ist und wird dadurch selbst überwältigt.
 
 
Der Schauspieler liefert eine zu Tränen rührende Performance ab. So sehr ich Tobey Maguire als Peter mochte, so kann er doch nicht mit dieser Darstellung mithalten. Wir haben Tobey ja zur Genüge beim Weinen zugesehen.
 
Ein Drama jagt das nächste in Peters Leben – und das hinterlässt Narben. Als kleiner Junge von Mutter und Vater verlassen wird ihm auch noch der Onkel genommen. Zum krönenden Abschluss wird auch noch der Vater seiner Angebeteten, Captain Stacy, von The Lizard getötet. Am „Sterbebett“ muss ihm Peter auch noch versprechen, sich von Gwen fernzuhalten, um sie nicht in Gefahr zu bringen…
 
 
Aber wie Peter gegen Ende des Filmes anmerkt, als er von seiner Lehrerin aufgefordert wird, keine Versprechen zu geben, die er nicht einhalten kann – „But those are the best kind.“
 
Wie bei jedem Marvel Film muss man auch bei The Amazing Spider-Man geduldig den Abspann abwarten, um eine Vorschau auf Folgeteile erhaschen zu können. Am Ende dürfen wir nämlich einem geheimnissvollen Mann im Schatten lauschen, der offensichtlich auf den nächsten Antagonisten hinweisen soll – die Spekulationen reichen von Norman Osborn alias The Green Goblin zu Dr. Octavius/ Doc Ock oder von Sam Raimi noch nicht behandelte Bösewichte.
 
 
Wir dürfen jedenfalls gespannt sein.

Onkel Ben (Martin Sheen) und Tante May (Sally Field) wundern sich über das Verhalten ihres Neffen, der einen enormen Hunger zu versprüren scheint, © Sony Pictures


Dr. Curt Connors (Rhys Ifans) verwandelt sich, © Sony Pictures
Kinostart: 3. Juli 2012

Text: Sabine Stenzenberger
Bildmaterial und Kurzinhalt: © Sony Pictures Releasing GmbH


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