Athen, wie soll ich es beschreiben... Ich fang mit einer Schilderung meines Tages an.
Ich hause bei meinen Verwandten in den Palaesten, so kann mans wirklich nennen, Es liegt ein bisschen ausserhalb des Zentrums in Maroussi, also mal ausgeschlafen und dann ab, erste Station Monisteriaki und der "Flohmarkt von Athen", der eigentlich eher einer Marktstrasse gleich kommt. Aber finally endlich mal ein Ort, wo man gescheite Sachen guenstig kaufen kann. Von Backgammons, ich liebe Backgammons, ueber Antiquitaeten im grossen Stil haben mir am besten die alternativen Laeden gefallen, wo ich am liebsten gleich den ganzen Stack mitgenommen haette. Aber Shopping kommt morgen dran, da der tuerkische Premier die Stadt besucht. Anegblich wird dann die Akropolis also mal schnell Sightseeing machen. Von wegen mal schnell, diese Anlage ist riesig! Dutzende Eingaenge fuehren einen von allen Himmelsrichtungen in das alte Griechenland, ich waehle einen aus. Habe meine Studentenkarte vergessen, denn fuer die sind alle Sightseeings gratis, und hab 12 bezahlt. Zunaechst wandert man ueber alte Saeulensegmente und die fast voellig zerstoerte Agora(alter Marktplatz), links die Stoa Attalos, ein typisches Geschaeftsgebauede mit ausladendem Saeulengang ueber eine ganze Laenge, dahinter die einzelnen Raeumlichkeiten, heute ein Museum. Interessant an dieser Stoa ist, es gibt zwei Saeulenlinien, die aussere ist genau im Verhaeltnis 2:1 zur inneren angeordnet, um eine offene Geschlossenheit nach aussen zu erzeugen. Rechts ein Tempel, den ich leider nicht mehr besuchen konnte. Weiter hinauf findet man hier sogar eine kleine Ottomanische Kirche, an der ich anfange ein Fensterdetail zu skizzieren und mich ein amerikanischer Flugzeugpilot anspricht, der eigentlich Ziviltechniker studiert hat. Er war auch schon mal in Graz und hat mir von http://www.ryanswell.ca/ erzaehlte, eine prickelnde Story.
Ploetzlich steht man vor einer fetten Felsformation, der Aeropagus, im alten Griechenland eine Art Gerichtsfelsen.
Ich hoere hier einer deutschen Reisegruppe mit Fuehrer zu, da einer amerikanischen Schulklasse, deren Lehrer sich ueber das Gebiet auslaesst waehrend alle brav mitschreiben, nur ich nicht:P
Weiter hinauf erklimmt man die Akropolis, der hoechste Punkt des Gebietes., indem man die von dem Architekten Py... und seinen Studenten 1930 aus alten Steinen der zerstoerten Bauwerke Altathens errichteten breiten Pflasterstrassen entlangwandert. Diese Strassen ziehen sich durch das ganze Gebiet und seitlich des Weges schmuecken Sitzbaenke aus alten Steinbalkonteilen das ganze. Dem Architekt war ein grosses Anliegen, sein Werk mit der Natur eins werden zu lassen., daher hat er oftmals um Baeume herum verlegt . Jedes einzelne Bauwerk liegt tiefer als die Aktopolis und das einzige, das davon ablenkt ist das moderne Akropolismuseum am Fusse der Anlage.
Kurz bevor man das Hochplateu erreicht erstreckts sich rechts ein grosses Amphitheater, durch dessen Frontmauern man eingerahmte Blicke der Umgebung erhascht.
Als ich wieder mal deutsch hoere, erblicke ich eine Baden-Wuerttembergische Gruppe Achtklaessler(hauptsaechlich -innen), in die ich mich einfach mitten reinstelle. Werde gleich mal beaugelt und fluesternd gefragt wer ich bin und was ich hier mache, um den sprechenden Fuehrer nicht zu unterbrechen. Es stoert sie nicht. wenn ich ein wenig mitwandere und ich halte mich sogleich an die bildhuebschen Frauen der Runde und erzaehle meine Geschichte, eine tuerkischstaemmige Schuelerin bemerkt sofort meine Istanbuler Trinkflasche und so kommt man ins Gespraech.
Wir wandern hinauf zur Akropolis, wo der Reisefuehrer die verschiedenen imposanten Bauten erlaeutert, beispielsweise das Parthenon, der neue Tempel der Athene. Auch wenn dieser makellos ist fragt man sich doch warum die Architekten die Sauelen teilweise schief aufstellen liessen. Ein gewoltter Akt um das Bauwerk aus der Ferne, genauer vom gegenueberliegenden Huegel, wie gemalt aussehen zu lassen. Meiner nach eine interessante Idee, typisch fuer die Griechen.
Ich tausche Kontakte aus und verabschiede mich von den Damen um den wundervollen Ausblick auf Athen und seine Bauten und Strassennetze zu bewundern. Beim hinuntergehen treffe ich zufaellig Marcel, den Berliner Backpacker von gestern, der einen Tipp zum fortgehen bekommen hat.
Ich steige weiter ab, da ich von oben erkannt habe, dass das Gebioet das alten Athener Stadtzentrums noch riesiger ist als angenommen. EIne Huegellandschaft von einer Groesse, die mindestens dem dreifachen des Grazer Schlossbergs entspricht.
Ich klettere auf die naechste Anhoehe, wandere am Gefaengnis des Sokrates vorbei an einer Klippe entlang, schlage mich durch hden Wald bis ich wieder eine Steinstrasse unter mir habe, der ich bis zum Fuss folge. Ich treffe einen griechischen Studenten, der es den alten griechischen Denkern gleich getan hat und in der Ruhe des Huegels nachgedacht und fuer seine Examen gelernt hat. Vor einigen Jahren wollte man das gesamte Freizeitgebiet sperren lassen und zur Archaeologischen Ausgrabungsstaette machen, aber die Anrainer wehrten sich gegen der Verlust ihrer natuerlichen Gruenanlage und sperrten die Polizisten aus:)
Ueber die Koenigspalastanlage, ein riesiger nationaler Garten mit Palmen, Laubengaengen,... kehre ich nach Syndagma, dem Hauptplatz Athens zurueck, aber nicht bevor mich nicht ein junger Mann an die 5-10 Minuten verfolgt, kein Geld und keine Probleme will und dauernd fragt ob meine Eltern in der Naehe sind. Habe mich dann in einen Kinderspielplatz gesetzt und gewartet bis er weg war um meinen Weg fortzusetzen.
Nun sitze ich am Exharion-Platz im Exhariabezirk, einem Studenten-und ALternativentreffpunkt etwas ausserhalb des Stadtzentrums, wo ein paar Leute auf einem Platz umringt von Lokalen sitzen und ein Lautsprecher irgendwas auf griechische plaerrt. Und in den Lokalen zahlt man endlich mal nicht 4,50 fuer ein Bier, ausserdem haben die Geschaefte ringsherum bis 6 Uhr frueh geoeffnet, in Athen ist sowas echt schwer zu finden!
Ein paar Jugendliche ein bisschen unter meinem Alter erklaeren mir, Sie sind Anarchisten und der Typ, der da so in seinen Lautsprecher schreit ist ein Lokalbesitzer von herum, der einfach mal fuer einen Tag den Platz besetzt hat und alle Leute als Drogendealer und Assis beschimpft und die Gegend "reinigen" will.
Was ich hier bemerkt habe, es gibt zwar sehr viele Parlanlagen, aber nirgends kann man sich in die Wiese setzen und relaxen, das einzige, dass dem einigermassen Nahe kommt ist der Exharionplatz, wo ich meine Slackline aber nicht aufspanne, da ich weder barfuss hier rumlaufen wuerde noch von der Slack fallen moechte und ich habe in diesem SInne einen echt niedrigen Sensibilitaetsgrad.
Aber hey, trotzdem ein Platz, den jeder junge Mensch in Athen mal besuchen sollte, habe mich mit den Anarchisten und jugendlichen schon fast wie daheim beim Forum gefuehlt:) Zum fortgehen in Clubs habe ich den Tipp bekommen, in dei Gegend Keramikos zu gehen und fuer Inselurlaube ohne suendteure Preise und Party pur Korfu und Xanthi.
Nun zur Politik und der gegenwaertigen Situation Griechenlands. Jeder schaut mich komisch an wenn ich sage ich waere gerne bei den greossten Protesten seit 40 Jahren letzte Woche dabei gewesen, wo an die 200.000 Menschen auf der Strasse waren. "Aber da gings doch so schlimm zu, 3 Tote und eine Bank in die Luft gesprengt, die sind doch alle verrueckt". Nach Einholung verschiedener ortskundiger Meinungen ist es genauso wie ich es mir dachte, ein paar Hooligans in der Mitte von hunderttausenden der halbwegs friedlichen Demonstranten und die Medien berichten schon wieder Scheisse!
Die griechischen Politiker stecken sich haufenweise von Deutschland geliehenes Geld in die Tasche und wenn alles zusammenbricht erhoehen SIe die die Steuern und verringern das Einkommen. Und dann leihen sie sich wieder von Deutschland Geld obwohl Sie andere Optionen gehabt haetten. Russland wollte als Gegenleistung fuer die 40Mio. eine Pipeline von Tuerkei nach Bulgarien bauen, China wollte die ohnehin beschissenen Zuege kaufen. Und die Medien spielen bei dem ganzen mal wieder voll mit indem sie alles ausser die Regierung schlecht machen. 60% der Urlaube in Griechenland sind diesen Sommer gecancelled worden weil Deutschland sagt sie shicken keine Touristen mehr. Ja wie sollen die den hemals das Geld zurueckzahlen bitte schoen?? Der jetzige Premier ist der Sohn des vorletzten, erinnert mich irgendwie an einen gewissen Mr. Bush...
lg Benjamin