Maria Steiner ist eine junge Designerin mit Schaffensbasis in Wien. Ihr Label heisst "Ruins of Modernity". Im Rahmen des Projektes "Junge Designer" hat die-frau.com mit Maria Steiner ein Interview geführt.
Sandra Bakula: Erzähl uns bitte etwas über dich...
Maria Steiner: Ich habe Wirtschaft studiert, aber dann war es mir doch wichtig, dass ich etwas Kreatives mache. Außerdem habe ich das Modecollege in der Herbststraße gemacht. Gleich nach dem Abschluss habe ich mich selbständig gemacht und das Label gegründet.
S.B.: WU und Fashion ..
M.S.: Es ist wichtig, wirtschaftliches Know-How zu haben. Wenn man ein Label hat, ist es wichtig darauf zu schauen, denn am Anfang wird ziemlich viel in die Sache hineingesteckt…
S.B.: Seit wann machst du das?
M.S.: Seit der Fashion Week im September 2010.
S.B.: Das war deine erste Kollektion?
M.S.: Ja, genau.
S.B.: Machst du nur Mode für Frauen?
M.S.: Ja, aber im Modepalst werde ich meine erste Männerkollektion zeigen, und dann einmal pro Jahr.
S.B.: Wer ist "deine Frau"?
M.S.: Das böse Wort "feministisch" darf man ja nicht verwenden, aber „meine Frau“ ist selbstbewusst, unabhängig und stark, aber steht durchaus zur Weiblichkeit. Es gibt ganz viele so richtig weibliche Formen, taillenbetont, und irgendwie ausgestellt, und halt einfach weiblich. Gleichzeitig gibt es auch starke Formen, die nicht das Bild vom Mädchen, sondern der erwachsenen Frau transportieren sollten. Erwachsen und selbstbewusst eben.
S.B.: Du spielst also nicht gerne mit Farben...
M.S.: Mir ist der theoretische Background wichtig, es gibt immer ein Essay zur Kollektion. Die letzte Kollektion heißt "Big Nothing". Da ist klar, dass es weniger Farbe gibt. Bei der nächsten Kollektion gibt’s schon Farbe, aber die ist sparsam dosiert. Farben ändert sich ständig - was In ist, und was nicht… Schwarz ist "alle Farben". Und natürlich verwende ich schwarz, weil es immer tragbar ist, zeitlos. Das ist mir sehr wichtig, natürlich neben Qualität und Form.
S.B.: Deine Frau ist nicht wirklich sexy, oder?
M.S.: Es gibt schon sexy Teile, aber es ist nicht alles eng. Ich habe lockere Schnitte, weil ich finde, dass nicht alles eng sein muss, aber ich finde es ist schon sexy - es muss dennoch nicht unbedingt alles in Auslage sein.
S.B.: Was ist deine Zielgruppe?
M.S.: Mitte 20 bis 65. Natürlich für die, die sich trauen. Erstens hat es eine gewisse Qualität; es sieht immer gut aus und es ist für erwachsene Frauen, nicht für „Mädchen“.
S.B.: Ich merke, dass deine Arbeit sehr durch Architektur beeinflusst ist.
M.S.: Genau, Architektur ist meine große Leidenschaft. Ich konstruiere die Schnitte. Die Klarheit und Sachlichkeit ist bei meinen Kollektionen sichtbar.
S.B.: Wer ist dein Vorbild?
M.S: Heider Ackermann finde ich gut…ich respektiere viele. Man sieht, dass dahinter Talent steckt, egal ob es mir gefällt oder nicht. Wie z.B Vivien Westwood ist nicht wirklich meines, aber ich sehe, dass es dahinter viel Talent gibt und dass es gut ist.
S.B.: Wie findest du die Modesituation in Österreich?
M.S.: In der Entwicklung ist momentan der Retro-Trend da, was ich nicht ganz nachvollziehen kann.
S.B.: Ich mag so etwas auch nicht - was vergangen ist, sollte in der Vergangenheit bleiben.
M.S.: Genau. Gewisse Zukunftsorientierung wäre ganz schön. Man kann nicht in der Vergangenheit leben. Mir gefällt dieses Rückdenken überhaupt nicht.
S.B.: Ist Wien eine Mode-Stadt?
M.S.: Es gibt schon Leute, die darauf aufpassen. Fashion Week, Modepalast usw. sind immer groß besucht. Das Problem in Wien ist, dass die jungen Leute (Designer) nicht gefördert werden. Große Stores verkaufen kaum Sachen von österreischen Designern, was der Fall in England ist, wo ein Top-Shop junge Talente fördert. Vielleicht macht Steffel etwas, aber es ist extrem schwierig. Bei den großen Shops gibt es Labels wie Gucci oder ähnliches was man schon kennt, aber vom Heimischen fast gar nichts - und sie wollen es auch nicht, was ich schade finde. Wenn man sich professionalisieren will, braucht man die großen Läden. Deswegen gehen viele ins Ausland, wie Frankreich, England und Japan…Berlin auch natürlich. Das ist halt anders!
S.B.: Ja, hier ist es nicht so wichtig, die jungen Designer bekommen nicht wirklich die Möglichkeit ihre Arbeit zu zeigen. Zum Beispiel wenn du kein Geld hast, was kannst du dann machen? Gibt es irgendwelche Förderungen oder Sitftungen?
M.S.: Ja, im Bezug auf Förderungen ist Wien eh ganz gut ausgebaut, das ist schon ok.
S.B.: Aber dann später?
M.S.: Es geht einfach um den Sprung. Am Ende des Tages muss man einfach verkaufen und wenn sich in Wien die größeren Läden weigern das zu tun - das hängt vielleicht auch mit der Nachfrage zusammen - aber ich habe das Gefühl, die Leute wollen eigentlich eh Wiener Brands oder Labels kaufen. Denn sonst würden sie nicht zu Tausenden zur Faschion-Week oder zum Modepalast laufen.
S.B.: Du verkaufst schon viel, oder?
M.S.: Es ist Okay.
S.B.: Kannst Du davon leben, oder musst du noch etwas nebenbei machen?
M.S.: Ich kann nebenbei nichts machen, ich arbeite 60 Stunden pro Woche. Also nebenbei geht sich nichts aus. Ich habe eine Zeit lang als Redakteurin geschrieben, das ist eine Tätigkeit, die man sich auch gut einteilen kann. Aber es geht sich einfach nicht aus,
wenn man alleine ist. Ich versuche das Nähen als den kleinsten Teil zu halten, es gibt so viele andere Dinge um die man sich kümmern muss. Kommunikation ist ganz wichtig- mit Kunden, Lieferanten, Shops, dann noch Marketing und P.R. Also die Kommunikation nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Man darf auch nicht vergessen, dass man auch noch designen sollte. Also das ist schon sehr viel, ich arbeite nicht nebenbei.
S.B.: Also ist es schon möglich, davon zu leben?
M.S.: Jein, irgendwie geht es sich aus, aber eher mit Unterstützung. Aber das ist normal am Anfang. Man muss damit rechnen, dass sich die Strukturen erst aufbauen. Es kommen auch nicht plötzlich zehn Shops auf einmal, sondern einer nach dem anderen.
S.B.: Was sind deine Pläne für die Zukunft? Hast du vor, in Wien zu bleiben?
M.S.: Ich mag Wien als Homebase, ich finde es nämlich auch ganz nett, wenn nicht alle Leute als Hippsters herumlaufen. Das ist irgendwie nervig. Im Herbst möchte ich dann zu einer Fashionweek in London, Paris oder Tokyo.
S.B.: Ist es einfach, bei so einer großen Fashionweek rein zu kommen?
M.S: Es ist nicht nicht einfach, deswegen kann ich es auch noch nicht so genau sagen, wo es etwas wird.
S.B.: Was brauchst du für die Anmeldung?
M.S.: Die Look-Books der vergangen Seasons. Das wird dann angeschaut und auf Qualität geprüft. Gut wäre es, wenn man schon gewisse Läden beliefert, damit die sehen, dass man schon professionell arbeitet. Ich denke es hat keinen Sinn, wenn man noch zu Hause alles selber näht. Also gewisse Strukturen müssen schon vorhanden sein, damit es einen Sinn macht zu größeren Messen zu gehen. Denn dort sind Leute, die für ihre Läden einkaufen und dann gleich hundert Stück zum Beispiel. Man sellt immer die next Season vor, also das dauert lange, man kann nicht alles selber machen.
S.B.: Also meinst du, die Fashion Weeks und Messen helfen dem Designer schon, zahlt sich das aus?
M.S.: Ja, ich glaube sogar, dass es wichtig ist. Denn wie ist man sonst present? Es kann natürlich jeder seine eigenen Präsentationen machen. Aber wenn es schon etwas organisiertes gibt und man möchte eben seine neue Kollektion zeigen, das ist schon wichtig, damit man nicht denkt, dass er nichts Neues hat.
S.B.: Bringt auch die Wiener Fashion Week etwas?
M.S.: Ja, als Wiener Label schon. Es ist schon gut organisiert und immer ganz nett. Aber es ist immer eine Woche, wo ich von Früh bis Abend arbeite. Bei der letzten Fashion Week habe ich in der Nacht vor meiner Show doch noch schnell irgendwelche Sachen genäht.
S.B.: Hast du vor zur Fashion Week Vienna zu gehen?
M.S.: Wenn es sich ausgeht mit der anderen Fashion Week im Ausland, dann schon.
S.B.: Die anderen Faschion Weeks waren aber schon, oder?
M.S.: Die für den Winter waren jetzt, die für den Sommer kommen noch. Und im Herbst sind dann die für Spring/Summer.
S.B.: Super, viel Erfolg wünsche ich dir!
M.S.: Danke!
Sandra Bakula
Foto: Reinhard Reidinger