03.05.2010 |
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Der Vierbergelauf in Kärnten
Jedes Jahr am Dreinagelfreitag machen sich über 7000 Personen auf den Weg, um vier Berge zu besteigen.
Am Donnerstag, den 15. März um 19:00 Uhr war es soweit: Sachen einpacken und ja nichts vergessen. Was nimmt man alles mit, wenn man erst am nächsten Abend nach Hause kommt und nirgends schläft? Auf jeden Fall etwas zu trinken und Bekleidung für alle Eventualitäten. Die Rede ist hier vom Vierbergelauf in Kärnten.
Die Hauptrollen spielen der Magdalensberg, 1059 m, der Ulrichsberg, 1022 m, der Veitsberg, 1171 m, und der Lorenziberg, 971 m. Dier Brauch, diese vier Berge zu besteigen, ist bis ins Jahr 1578 nachzuvollziehen. Er beginnt immer am zweiten Freitag nach Ostern, am „Dreinagelfreitag“ (benannt nach den drei Nägeln vom Kreuz Jesu). Dieser Pilgerweg ist weit über die Kärntner Grenze hinaus bekannt und über tausend „Vierbergler“ nehmen jedes Jahr daran teil. Mit über 50 Kilometer Wegstrecke, die ca. 16 Stunden in Anspruch nehmen, und 2000 Höhenmeter ist der Vierbergelauf nicht unbedingt ein gemütlicher Spaziergang.
Während der Pilgerung werden 5 heilige Messen und 3 religiöse Andachten gehalten. Grund für diese anstrengende Wanderung sind die geheimen Wünsche und Anliegen der Pilger, die in Erfüllung gehen sollen.
Beginn des Vierbergelaufs ist am Magdalensberg um 0:00 Uhr mit einer hl. Messe, die Busse fahren bis ca. 15 Gehminuten von der Kirche entfernt. Viele der Pilger gehen schon vor der Messe los und ein nie enden wollender Strom setzt sich in Bewegung. Der erste Weg führt den Anfahrtsweg zurück nach Pörtschach, wo um 4:30 Uhr eine hl. Messe gefeiert wird. Danach geht es bergauf zum Ulrichsberg, von der Motivation beflügelt gehen die Meisten den kürzesten Weg steil bergauf. Oben angekommen wartet die FF von St. Veit mit Tee und Wurstsemmel. Doch die kalte Nachtluft lässt keine längere Rast zu und der Weg führt weiter nach Karnberg, wo um 7:00 Uhr die Feldmesse vom Diözesanbischof abgehalten wird.
Von Karnberg geht es nach Zweikirchen, wo die letzte hl Messe um 8:00 Uhr stattfindet. Von dort geht es über Feldwege weiter nach Liemberg. Die Ortschaft liegt am Anstieg zum schwersten Stück der Pilgerung und nach der Andacht um 11:00 Uhr geht die Pilgergemeinde zur Kirche am Veitsberg. Vor dem Aufstieg kann man sich entweder mit einer Leberkäs-Semmel oder einer warmen Fritatten-Suppe stärken. Nach einem beschwerlichen Aufstieg geht es über die „blutige Wiesen“ in das letzte Waldstück. Die „blutige Wiesen“ hat den wenig schmeichelnden Namen dadurch, dass die Überquerung der Wiese meistens zu heißesten Zeit der Wanderung erfolgt und die meisten Pilger schon eher am Ende ihrer Kräfte sind. Dafür wird man mit einem wunderschönen Ausblick über den Osiacher-See bis nach Klagenfurt belohnt. Am Veitsberg ist es Tradition, drei Mal um die Kirche zu gehen und die Glocke zu läuten.
Der Abstieg vom Veitsberg ist die angenehmste Strecke, keine großen Höhenunterschiede mehr, doch nach einem Regen, so wie heuer, ist es doch sehr matschig. Um 13:30 findet in Gradenegg eine Andacht statt und gleich um 15:00 Uhr die nächste in Sörg. Dann ist das Ende des Pilgerweges nur mehr ca. eine Stunde entfernt. Am Lorenziberg angekommen ist man zwar geschafft nach der langen Wanderung, aber zugleich erleichtert, es geschafft zu haben. Um 16:30Uhr findet die letzte Andacht statt und danach beginnt der 25 minütige Abstieg zu den Bussen.
Von Jahr zu Jahr machen sich mehr Pilger auf den Weg, um den Vierbergelauf zu absolvieren. Ein unvergessenes Erlebnis, das jedes Jahr aufs Neue seinen ganz eigenen Reiz hat. Ein Pilger hat es besonders gut beschrieben: “Man kann es nicht erklären, man muss es erleben.“
Ein besonderer Brauch ist das Verteilen von Süßigkeiten: Am Wegrand sitzen Kinder mit riesigen Körben und warten auf etwas Süßes von den Pilgern.
Der Vierbergelauf hat noch zwei andere Besonderheiten: zum Einen das „Berglerlaub“. Die Pilger sammeln dabei auf den Bergen Triebe oder Zweige, die als Büschel auf die Kreuze oder Hüte gesteckt werden. Die geweihten Zweige werden mit nach Hause genommen und sollen vor dem Teufel, Hexen und Zauberern schützen. Die zweite Besonderheit ist der „Körnertausch“, hier wird mitgebrachtes Korn mit einer bereitgestellten Schale am Lorenziberg ausgetauscht. Die geweihten Körner sollen zuhause eine reiche Ernte bringen.
Diese anstrengende Wanderung ist nicht nur eine körperliche Herausforderung, sondern auch eine mentale. Einer der wichtigsten Punkte, die zu beachten sind, stellen die Wanderschuhe dar, hier ist es wichtig, bereits gebrauchte Socken anzuziehen und Schuhe, die eine längere Wegstrecke hinter sich haben. Wanderstöcke sind auch ein Utensil, das nicht vergessen werden sollte, auch erfahrene Bergsteiger verwenden diese als Hilfe.
Nächstes Jahr findet der Pilgerweg am 6. Mai 2011 statt und wird wie jedes Jahr sehr viele Pilger anziehen.
(at)