07.04.2011 |
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Yppenplatz und Brunnenmarkt
Wie aus einem hässlichen Entlein ein schöner Schwan wurde
Wie eine PassantInnenzählung des Wiener Marktamtes (MA 59) ergeben hat, hat der Brunnenmarkt mit
wöchentlich 59.000 Besucherinnen und Besuchern von allen 18 Wiener Märkten die höchste Frequenz,
noch vor dem Naschmarkt. Gerade in den letzten Jahren erfolgte eine enorme Belebung des
Brunnenviertels. Mit den von 2009 bis zum Sommer 2010 dauernden Arbeiten wurde die Infrastruktur
des Marktes und seines Umfelds verbessert. Unter dem Motto "Der Markt tanzt" wurde die
Fertigstellung des Brunnenmarktes am 29. Juni 2010 mit einem großen Fest gebührend gefeiert.
Doch bevor wir uns der wunderschönen Geschichte des „hässlichen Entleins" widmen, muss zunächst
eine klare Abgrenzung der Namen „Yppenplatz“und „Brunnenmarkt“ vollzogen werden:
Der Brunnenmarkt
Der Brunnenmarkt ist der längste Straßenmarkt Europas und erstreckt sich in der Brunnengasse von der
Thaliastraße bis zur Ottakringer Straße. Er ist nach dem Naschmarkt der zweitgrößte innerstädtische
Markt in Wien. Angeboten werden zum Großteil Nahrungsmittel für den täglichen Einkauf der
Anwohnenden, also frischestes Obst und Gemüse, Fleisch, Backwaren, Käse, frischer Fisch, türkische
und griechische Spezialitäten, Spezialitäten österreichischer Bauern und einige wenige Stände mit
Gebrauchsgegenständen.
Der Yppenplatz
Die Wurzeln des Yppenmarktes reichen in das Jahr 1872 zurück. In diesem Jahr wurde der hier
gelegene Exerzierplatz aufgelassen und der Yppenplatz angelegt. 1895 wurde der Detailmarkt von der
Neulerchenfelder Kirche auf diesen Platz verlegt. Im Laufe der Jahre wuchsen Yppenmarkt und
Brunnenmarkt zusammen. Schon seit der Jahrhundertwende hat sich auf dem Yppenplatz langsam eine
lebendige und florierende Lokalkultur herausgebildet. Heute ist der Yppenmarkt mit dem
Brunnenmarkt nahezu zusammengewachsen und gemeinsam bilden sie einen der größten Märkte Wiens.
Ottakring
Bei dem Bezirksnamen „Ottakring“ rümpfte so manch einer in der Vergangenheit die Nase. Lange Zeit
war Ottakring ein allseits verschriener Stadtteil. Schmutzig, laut, heruntergekommene Gebäude, eine
hohe Immigrantenquote, schäbige Geschäfte und Kriminalität zeichneten einst diesen Stadtteil aus.
Diese Faktoren schlugen sich auch in den Mieten nieder und so kam es, dass Kunstschaffende, Kreative,
Querdenker, Musiker und Exoten in dieses Viertel gelockt wurden. Das Fundament eines
trendverdächtigen Bezirks war gelegt.
Der Wandel
Rund um den Brunnenmarkt in Ottakring, dem 16. Bezirk, hat sich ein bunter und boomender Stadtteil
entwickelt. Viele Künstler haben hier ihr Quartier aufgeschlagen und machen den Brunnenmarkt und
den angrenzenden Yppenmarkt zu einem der belebtesten Viertel der Stadt. Inklusive der Sanierungen
und Wohnhausneubauten wurden insgesamt rund 40 Millionen Euro in das Brunnenviertel investiert.
"Das ist ein Wirtschaftsimpuls und eine Initialzündung für das Grätzel und den ganzen Bezirk", äußerte
sich Bezirksvorsteher Franz Prokop gegenüber der Presse. Wie attraktiv das Brunnenviertel bereits ist,
zeigt die Tatsache, dass am Yppenplatz laufend neue Lokale eröffnen und die Gegend zu einer bunten
Gastronomieszene werden lassen. Knackiges Gemüse, frischer Fisch, exotische Gewürze und faire
Preise, kombiniert mit dem multikulturellen Treiben des Brunnenmarktes sorgen für eine kreativentspannte
Atmosphäre. Doch das ist längst nicht alles, denn seit dem Frühjahr 2010 steht nun ein
neuer urbaner und moderner Erholungs- und Freiraum mit mehr GrünflaANchen, 20 neuen Bäumen,
Ruhezonen, einem neuen Kinderspielplatz, einem erweiterten Ballspielbereich zur Verfügung und wird
so vor allem für junge Familien attraktiv.
Meine ganz persönlichen Tipps
Ein Pflichtbesuch am Yppenmarkt ist der Staud's Pavillon. Seit 1947 verkauft hier Johanna Staud
Konfitüren und Gemüsedelikatessen. Ihr Sohn Hans hat die Marke Staud's behutsam erneuert und als
Synonym für edle Konfitüren etabliert.
Besonders empfehlenswert ist der Samstag, denn dann füllt sich der Yppenplatz mit unzähligen Ständen
der Bauern aus der Umgebung Wiens, die dann dort ihre Erzeugnisse und Waren feilbieten: Honig und
Marmeladen, Fleisch- und Selchwaren, Wein, Most, Milch und Obst.
Ein Gläschen Prosecco gehört zu einem Samstagvormittag auf dem Brunnenmarkt einfach dazu, und
den nimmt man am besten in dem Feinkostladen „La Salvia“ zu sich. Hier kann man sich nicht nur
unzählige Köstlichkeiten mit nach Hause nehmen, sondern sie gleich vor Ort verköstigen.
Obwohl der Brunnenmarkt durch seine Gastronomie und seine Marktstände bekannt ist, möchte ich
jedoch jedem Modeindividualist dringend raten sich die kleinen Schaufenster rund um den Yppenplatz
mal genauer anzusehen, denn genau hier liegen wahre Schätze verborgen. Viele Jung-Designer machen
hier ihre ersten „Gehversuche“ und zeigen jetzt bereits schon enormes Potential.
Hinter einem kleinen Schaufenster versteckt, entdecke ich dieses kleine Geschäft, wo die jungen
Designerinnen für den nächsten Monat ihre Modekollektion präsentieren und verkaufen.
Für Alle, bei denen ich die Neugier wecken konnte, gibt es in der nächste Woche ein Interview mit den
Jung-Designerinnen.
Abschließend ist zu sagen, dass Stadtteile von Menschen gemacht und geprägt werden. Was passiert,
wenn unterschiedlichste Menschen aufeinandertreffen hat man in Ottakring gesehen und sollte uns
zeigen, wie Toleranz und Kreativität wahre Wunder bewirken können.
(su)