Wie uns Comedienne Melissa McCarthy beweist, muss man kein Supermodel sein, um die Hauptrolle in einem CIA-Spionage-Actionfilm zu übernehmen.
„Spy“, der Überraschungshit aus der Feder von Comedian, Schauspieler und Regisseur Paul Feig („Bridesmaids“/“Brautalarm“), lässt so leicht kein Auge trocken.
Die graue Maus und CIA-Analytikerin Susan Cooper (Melissa McCarthy) steht eines Tages vor der Aufgabe, die Tochter eines kürzlich verstorbenen Waffenhändlers (Rose Byrne) zu beschatten um herauszufinden, wo diese eine Massenvernichtungswaffe versteckt hat, die in kurzer Zeit an ein Tschetschenen verkauft werden soll. Diese kam nämlich in Besitz einer Liste aller aktiven Agenten der CIA, und so kommt es, dass ein unbekanntes Gesicht auf diese höchst brisante Mission geschickt werden soll.
Da Susan Cooper lieber die Initiative ergreift, statt nur nett und brav Befehle zu befolgen, verläuft natürlich nichts nach Plan und Cooper sieht sich plötzlich in der unmittelbaren Gegenwart dieser Person, die sie beschatten soll und beginnt in weiterer Folge unerwartet sogar ein freundschaftliches Verhältnis mit ihr.
Die Karriere der Comedy-Schauspielerin Melissa McCarthy (u.a. bekannt aus „
Gilmore Girls“)
machte in den letzten Jahren eine steile Aufwärtskurve und bringt mit ihrem Humor nicht nur das Publikum zum Lachen, sondern auch ihre Schauspielerkollegen beim Dreh aus dem Konzept, wie zahlreiche Outtakes/Gagreels beweisen.
Die Liste der Komödien, in denen McCarthy erscheint, scheint schier unendlich –
Brautalarm („
Bridesmaids“),
Immer Ärger mit 40 („
This is 40“),
Voll abgezockt ("Identity Thief"),
Taffe Mädels („
The Heat“),
The Hangover Part III uvm.
Nächstes Jahr wird sie eine der vier Hauptcharaktere im neuen „
Ghostbusters“-Film verkörpern – ein Film, der schon jetzt, bevor noch überhaupt ein Trailer dazu erschienen ist, gelinde gesagt, polarisiert. Dieser wird nämlich aus einem ausschließlich weiblichen Cast bestehen. Die männlichen Kollegen werden dafür als Nebendarsteller besetzt. Thor-Darsteller Chris Hemsworth beispielsweise wird als Sekretär der weiblichen Ghostbusters zu sehen sein.
Dies ist so manchem
Ghostbusters-Fan ein Dorn im Auge. Doch nicht alleine deshalb, da die
Ghostbusters-Filme Kult sind und Neuverfilmungen oftmals mehr schlecht als recht sind.
Hauptkritikpunkt ist allen Ernstes die Verteilung der Hauptrollen an weibliche Schauspieler.
Und wieder wären wir bei folgendem Thema:
Dabei ist ja gerade ein neuer Blickwinkel auf einen Klassiker wie Ghostbusters, der mit einer so unterschiedlichen Besetzung gegeben ist, etwas, das unserer Ansicht nach frischen Wind in die Filmreihe selbst und die Hollywood-Industrie im Allgemeinen bringen wird.
Frauen-Rollen rücken immer mehr in den Vordergrund und wird sich dieser Trend wahrscheinlich in den nächsten Jahren verstärken. Also liebe Männer, fangt schon einmal an, euch daran zu gewöhnen! Zumindest sollte man offen für die Idee sein. Alleine schon deshalb, da wir noch nicht einmal einen Einblick bekommen haben. Warten wir einmal auf den Trailer, dann sehen wir, wie es sich entwickelt.
Abb.: Melissa McCarthy als Susan Cooper
Nun zurück zu „Spy“:
So kurz und bündig wie der Filmtitel, so ist auch der Humor des Filmes auf den Punkt gebracht. Melissa McCarthy bringt frischen Wind in das Spionage-Genre, welches mit „Spy“ gekonnt auf die Schippe genommen wird.
So wird aus dem renommierten, ernsten Actionstar, dem „Transporter“ himself, Jason Statham, der etwas dümmlich anmutende Rick Ford, die zweite Geige, welcher der Heldin der Geschichte, Susan Cooper, durch seine „Achtung-hier-komme-ich!“-Art mehr im Weg steht, als hilft. Alleine Coopers Aussage, „He means well“ („Er meint es gut.“), als der Spion, der sich zuvor aus Versehen selbst KO geschlagen hat, ohnmächtig am Boden liegt, fasst die Beziehung zwischen den beiden CIA-Agenten gut zusammen.
Abb.: Jason Statham als Rick Ford
Here’s something I thought I’d never say: Jason Statham ist zum Schreien komisch!
Das Hin-und-Her zwischen den beiden Schauspielern McCarthy und Statham zählt zu den lustigsten Szenen des gesamten Filmes. Jason Stathams Rolle des Rick Ford ist so „over the top“, dass es einfach nur saukomisch ist.
Susan Cooper (zu Rick Ford): “Jesus, you're intense.”
Abb.: Rick Ford (Json Statham) undercover in Paris
Abb.: Rick Ford (Jason Statham, links) und Susan Cooper (Melissa McCarthy, rechts) auf Mission in Paris.
Aber die Extended Version muss es sein – zumindest so unsere Annahme. Es ist für uns nämlich nicht vorstellbar, dass diese zwei Stunden (ja, zwei ganze Stunden!) an geballter Action und Humor in einer kürzeren Kinoversion genauso locker daherkommt. Immerhin muss für das etwas jüngere Publikum einiges an Obszönitäten zurückgenommen werden.
Die Schimpftiraden sind nämlich zahlreich. Dies zählt bei so manchen Rezensenten und Kritikern zu den großen Minuspunkten des Filmes.
Ob es daran liegt, dass wir Englisch nicht als Muttersprache haben, oder uns der amerikanische Humor einfach gefällt, dass uns diese Parade an Schimpfwörtern nicht nur nichts ausmacht, sondern im Gegenteil für uns die Dialoge auflockert, wird sich wahrscheinlich nie erhellen. Fakt ist, dass dem so ist.
Abb.: Bradley Fine (Jude Law) stattet Susan (Melissa McCarthy) in Gefangenschaft einen Besuch ab
Niemand wird dazu gezwungen, sich dem auszusetzen und sich darüber aufzuregen, dass ein Film für ein jüngeres Publikum gemacht ist, ist so sinnlos wie sich darüber zu beschweren, dass Regisseur Michael Bay einen Transformers-Film nach dem nächsten produziert. In einem Interview erzählt dieser nämlich, dass er sich nicht dafür zu entschuldigen muss, Filme für 12-Jährige Burschen zu machen. So etwas muss es schließlich auch geben. Recht hat er!
Es gibt ausreichend künstlerische Filme, die so präpotent sind, dass es kaum auszuhalten ist.
Abb.: Melissa McCarthy als Susan Cooper
Dabei soll nicht gesagt sein, dass „Spy“ für uns kein Niveau besitzt. Besonders tiefgründig ist er natürlich nicht. Doch hat er genügend Herz und Charme, um sich von der breiten Masse abzuheben. Außerdem, seit wann gibt es die Regel, dass die Verwendung vieler Schimpfwörter ein Zeichen für mangelnde Intelligenz ist?
Bei uns stellte sich nach den ersten paar Minuten, die der Film benötigt, um seinen Ton festzusetzen, fast schon ein Zustand des Dauerlachens ein. Fäkalhumor und Penis-jokes waren mit dabei. So what?!?
Hervorzuheben ist neben der Hauptdarstellerin Melissa McCarthy die Australierin Rose Byrne, die Rayna Boyanov, eine mehr als überhebliche Erbin eines Waffenhandelimperiums darstellt. Was dabei herauskommt ist eine besonders elegante Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor und allgemein eine schauspielerische Leistung der Extraklasse.
Abb.: Rayna Boyanov (Rose Byrne, links) zeigt in Anwesenheit von Susan (Melissa McCarthy, rechts), wozu sie fähig ist
Neben dem heftigen Meinungsaustausch zwischen Susan Cooper und Jason Statham’s Rick Ford ist die Interaktion zwischen den beiden Frauen eine so unterhaltsam, dass man sich den Film gerne noch ein zweites Mal ansehen möchte. Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein und ist gerade dieses Verhältnis so lustig. Byrnes Charakter Rayna Boyanov empfindet gegenüber der Geheimagentin Cooper einen Mix aus Faszination, Sympathie und Abneigung. Gekonnt wird diese Mischung von Byrne dargestellt. Gegen Ende muss sich Boyanov eingestehen, dass sie ihr Gegenüber, die ihre Feindin ist, eigentlich ganz gern hat.
Kurzweilig, scharmant, unglaublich witzig und mit einer tollen Darstellerin in der Hauptrolle, die sich von einem Mauerblümchen zu einer taffe Topagentin mausert ist „Spy“ es wert, ihn durchaus mehrmals zu sehen. Die Extras, die man auf DVD und BluRay finden kann, beinhalten den Gagreel (verpatzte Szenen), an dem man sehr gut erkennen kann, dass Melissa McCarthy eine Komikerin ist, die ist mit vielen ihrer männlichen Kollegen aufnehmen kann.
Text: Sabine Stenzenberger
Oktober 2015
Bildmaterial: © 2015 Twentieth Century Fox Home Entertainment, Inc. All Rights Reserved.
SPY
Regie: Paul Feig
Drehbuch: Paul Feig
Darsteller:
Melissa McCarthy ... Susan Cooper
Rose Byrne ... Rayna Boyanov
Jason Statham ... Rick Ford
Jude Law ... Bradley Fine
Miranda Hart ... Nancy B. Artingstall
Morena Baccarin ... Karen walker
Peter Serafinowicz ... Aldo
Allison Janney … Elaine Crocker
Zusatzmaterial der Blu-ray:
Entfallene Szenen
Alternative Szenen
Verpatzte Szenen
Hinter den Kulissen
Die Welt des Regisseur Paul Feigs
Bildergalerie
Original Kinotrailer
Produktionsort: USA
Produktionsjahr: 2015
Original-Titel: Spy
Genre: Komödie, Action
Anzahl Disks: 1
Packaging: Amaray Single
Laufzeit: ca. 120 Minuten
Bildformat: 16:9, 2.39:1
Zitate (englisch):
Rick Ford: Nothing kills me. I'm immune to 179 different types of poison. I know because I ingested them all at once when I was deep undercover in an underground poison-ingesting crime ring.
Rick Ford: Here's what we do... I go into the Face/Off machine, get a whole new face. I turn up, they never know it's me.
Elaine Crocker: Do you have quarters? Because it costs 50 cents.
Rick Ford: What, I gotta pay?
Elaine Crocker: *No*, because it doesn't exist
Rick Ford: I watched the woman I love get tossed from a plane and hit by another plane mid-air. I drove a car off a freeway on top of a train while it was on fire. Not the car, *I* was on fire.
Rick Ford: You really think you're ready for the field? I once used defibrillators on myself. I put shards of glass in my fuckin' eye. I've jumped from a high-rise building using only a raincoat as a parachute and broke both legs upon landing; I still had to pretend I was in a fucking Cirque du Soleil show! I've swallowed enough microchips and shit them back out again to make a computer. This arm has been ripped off completely and re-attached with *this* fuckin' arm.