Wenn zwei Menschen sich lieben, dann sollte die Kommunikation zwischen ihnen kein Problem darstellen. Während der „Eroberungsphase“, wenn das Paar also die erste Etappe seiner Beziehung durchläuft, versteht man sich meistens sehr gut. Mit Vergnügen wird über alle möglichen Themen geredet und auf unzählige Art werden Aufmerksamkeiten ausgetauscht. Aber wenn die Beziehung sich langsam festigt und der gemeinsame Alltag beginnt, tauchen auch schon die ersten Meinungsverschiedenheiten auf. Es entwickelt sich Unzufriedenheit und der Partner verwandelt sich plötzlich in eine ganz andere Person: Er verschließt sich, wirkt distanziert und wird stiller.
Worüber man nicht mehr spricht
Im alltäglichen gemeinsamen Leben kommen viele Dinge zum Vorschein. Am Anfang wollten beide Partner dem anderen alles Recht machen. Ständig haben sie sich gegenseitig gefragt: „Möchtest du ins Kino gehen? Würdest du gerne ein Eis essen?“ Später wird die Kommunikation selektiv. Über manche Dinge wird überhaupt nicht mehr gesprochen, weil man eh weiß, dass der Partner nicht ins Kino gehen will oder eine Diät macht und man deshalb ohnehin kein Eis will. So begrenzen sich die Gesprächsthemen ausschließlich auf die praktischen Dinge.
Damit verschwindet auch der Wunsch, sich besser kennenzulernen oder über Gefühle zu sprechen. Frauen fangen aus diesem Grund an, zu leiden. In Beziehungen ist es meistens so, dass Sie hören will „Ich liebe Dich“, und Er derjenige ist, der antwortet: „Du solltest es bereits wissen, warum muss ich es ständig wiederholen?“ Die Frau fängt an, sich unverstanden zu fühlen, schließt sich ein und baut eine Barriere um sich, um nicht wieder durch schlechte Kommunikation enttäuscht zu werden.
Frauen und Männer scheinen also nicht dieselbe Sprache zu sprechen – warum ist das so? Die amerikanische Psychologin Deborah Tannen hat in ihrem Buch „Das verstehst du wirklich nicht“ einen neuen Terminus erfunden: „Sexolekt“, statt „Dialekt“. Darunter versteht sie Unterschiede in der Sprache, die vom Geschlecht abhängig sind und aufgrund der unterschiedlichen Erziehung von Mädchen und Jungen entstehen.
Männern wurde beigebracht zu „arbeiten“, nicht zu „reden“, sich auf den Prozess der Realisierung eines Vorhabens zu konzentrieren und nicht auf die Gefühlswelt. Frauen hingegen sind ihrem Inneren Ich mehr zugewandt. Glücklicherweise sind sich diese beiden Welten in den letzten Jahrzehnten etwas nähergekommen, aber noch nicht so sehr, dass wir uns vollkommen verstehen könnten.
Das gemeinsame Leben des Alltags bringt wieder alte Verhaltensmuster aus uns hervor, die schon vor Generationen eingeimpft wurden.
Lernen, sich gegenseitig zu verstehen
Wie soll man die Unterschiede überwinden? Es ist wichtig, eine Brücke zu bauen, indem man die eigenen Gedanken ausspricht und versucht, mit dem Anderen zu kommunizieren, ohne ihm die eigene Meinung aufzwingen zu wollen. Wenn die Partner in einer Beziehung erkennen würden, dass sie unterschiedliche Worte und Ausdrucksweisen verwenden, würde es ihnen leichter fallen, zu kommunizieren.
Die Lösung liegt in der Änderung von Verhaltensweisen. Wir müssen begreifen, dass ein Mann morgens nicht deshalb seine Zeitung am Frühstückstisch liest, um nicht mit uns reden zu müssen, sondern weil das einfach seine Art ist, sich zu Hause wohl zu fühlen.
Phasen, die auf Unterschiede hindeuten
Das Geheimnis des gegenseitigen Verständnisses liegt darin, die Unterschiede zu akzeptieren, und nicht, sie abzuweisen oder als Grund für einen Streit zu nützen.
Konflikte entstehen meistens deshalb, weil man Situationen nicht objektiv betrachtet. Wir sehen nicht die Person, mit der wir zusammenleben, sondern eine, mit der wir gerne zusammenleben würden. Wir müssen lernen, den Anderen zu sehen und den Mut haben, die Kommunikation fortzusetzen und unsere Gefühle auszudrücken, auch wenn die andere Seite uns darin nicht unterstützt. Wenn wir darauf bestehen, das Gespräch so zu führen, dass nur der eigene Standpunkt vertreten wird, dann wird es passieren, dass der Partner sich immer weiter von uns entfernt, statt uns näher zu kommen. „Du verstehst mich nicht“, ist eine gefährliche Phrase. Es ist besser, ein verständnisvolles Gespräch zu führen, anstatt mit Anschuldigungen um sich zu werfen.
(mf)