19.07.2011 |
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Würden Sie sich trauen, Bodypainting-Model zu werden?
Wo nackte Haut und Kunst zusammenkommen.
Neben Tattoos ist Bodypainting eine Möglichkeit, Aufmerksamkeit zu erregen. Dabei erweist sich dieser "eye-catcher" als eine schmerzlose Methode; im Gegensatz zur "Tattoo-Stecherei", die ein Weg sein kann, sich selbst zu spüren, ist die Malerei am Körper eine Möglichkeit, mit dem eigenen Ich Papier und Zeichenbrett zu ersetzen.
Zwischen dem 27. Juni und dem 3. Juli gaben die echten "Kenner" des menschlichen Körpers in Pörtschach am Wörthersee ihr Bestes, um in der ersten Reihe die Jury und die am Wasser versammelten Gäste aus aller Welt zum Staunen zu bringen. An Fantasie mangelte auf jeden Fall keinem der Teilnehmer: Die gespannten Besucher bestauten vor jedem Bodypainting-Zelt die Mal-Künstler und deren Models. Käfer, religiöse aber auch länderspezifische Motive, und nicht zuletzt die nackten Körper zogen die Menschenmassen von den Würstelständen und den Ständen mit ostorientalischem Schmuck und Kleidung weg und hin zu den Plätzen, an denen die Models dekoriert wurden. "Die Models sind heuer schön", blieben auch zwei Journalisten, einer von "Reuters", nicht fern. "Ist das Model weiblich oder männlich?" - diese Frage musste ich mir mehrmals selbst stellen. Natürlich weiblich.
Zumindest die meisten. Jedoch auch einige Männer waren in diesem Jahr nicht so schlecht. Einige Frauenmodels kannte man vom Vorjahr. Es stellte sich heraus, dass Männer ihre Aufmerksamkeit, nicht nur dem Kunstwerk selbst, sondern vor allem den menschlichen Leinwänden schenkten. Schöne Kurven lassen niemanden unberührt. Die Vorbereitungen zur Präsentation liefen hart. Alle liefen im Zelt schweißgebadet umher, die Farbe klebte an allen möglichen und an den unmöglichsten Stellen. Zum Abend hin gabs wieder den einzigartigen "Wörthersee"-Regen, der nur hier "hielt", denn er verweigerte alle anderen Bundesländern seinen Besuch. Die Models froren, jedoch wunderte man sich über die Professionalität jener und ihre Fähigkeit, sich in jeder Situation und unter jeden Bedingungen sich bzw. das Kunstwerk perfekt zu präsentieren.
Woran es dem Festival grundsätzlich fehlt, ist die Möglichkeit für Gäste, dem Bodypainting ganz nah zu kommen. Es gibt mehrere Stände, an denen man sich kleine "Tattoos" für 5 Euro machen lassen kann, das bleibt jedoch der großen Kunst des Bodypaintings relativ fern. Ausnahmen werden keine gemacht. Der Wettbewerb-Wahn lässt ihnen keine Minute frei für weitere Tätigkeiten.
Wer sich die Webseite des Festivals genauer ansieht, dem springt relativ schnell die Anzeige entgegen, auf die man sich als Bodypainting-Model bewerben kann. Alles, was man machen muss, ist einen Fragebogen auszufüllen und ihn samt Fotos von sich abzuschicken; und in einigen Tagen wird man von einem Mitarbeiter des Teams kontaktiert. Man kommt bei diesem Thema nicht drumherum sich zu überlegen, wie weit man eigentlich gehen würde: Es gibt Facepainting; es gibt Fälle, in denen die Models einen Tanga tragen und einigen wird sogar der Busen mit Farbe bemalt, wenn das Konzept des Künstlers danach verlangt. Als Mutter, die ihr Kind überall in der Öffentlichkeit ohne Scham und auch ohne den Busen zu verdecken, stillt, hat man bereits einen anderen Umgang mit dem eigenen Körper. Man lernt, mit ihm richtig umzugehen, ohne dass man falsch verstanden oder schief angeschaut wird.
Werden die Models nur noch als Leinwand für ein Kunstwerk gesehen? Oder steckt mehr dahinter? Ein Körper, ein Charakter, eine Frau oder ein Mann? Wir sprachen mit einer Bodypainting-Künstlerin aus Nordkorea, die sich ein männliches Model als "Leinwand" wählte. Sie meinte, es mache keinen Unterschied, welches Geschlecht, welche Körpergröße das Model habe. Wir trafen sowohl dünne, als auch Models, die etwas mehr Speck auf den Hüften hatten. Einigen hatten Tattoos. Ich war zunächst der festen Meinung, diese stünden der Erstehung eines Bildes auf dem Körper im Wege. Die Künstlerin meinte, es mache nichts, da man da leicht drübermalen könne.
Ein Zuckerl für die Presse - eine Bootsfahrt quer über den Wörthersee gab es noch mal als Leckerbissen zwischendurch. Ein gelungener Versuch, eine Parallelveranstaltung, den Sportwettbewerb "lron Kids", am anderen Ende der "Küste", nämlich in Klagenfurt, anzukündigen. Mit Champagner, Saft und belegten Broten entdeckten wir in der Gesellschaft zwei freier Journalisten und eines Journalisten von Reuters durch den Regen, der kein Problem darstellte, solange man ein Dach über dem Kopf hatte, die Gegenden rund um den Wörthersee.
Ein Nachteil des Festivals ist die ungünstige Zugverbindung (der letzte Zug nach Graz, in dem mein Kollegin Svetlana und ich sitzen wollten ging schon um 19:30), was uns die Möglichkeit nahm, bei der Abschlusspräsentation dabei zu sein. Was für das nächste Jahr gelernt: Bei den großen Veranstaltungen sollte man an eine Übernachtungsmöglichkeit nahe des Veranstaltungsortes denken.
Würden Sie sich trauen das Model im Jahr 2012 zu werden?
(vs)
Fotos: alexwall