Provokante Bewerbungsgespräche in Spanien.
Ein junger Mann hat bei einem Vorstellungsgespräch in Spanien eine Frage gestellt bekommen, die es wert ist, sich weiterführende Gedanken darüber zu machen. Die Frage lautete wie folgt: Sie befinden sich mit 30 weiteren Personen auf einem Schiff, das untergeht. Es können nur 10 Personen überleben. Warum sollten gerade Sie eine dieser 10 Personen, die überleben, sein?
Die Frage ist unerwartet und macht die meisten Bewerber erstmal sprachlos. Was soll man darauf antworten? Welche Antwort wird als positiv und welche als negativ gewertet? Sollte man bescheiden sein und sagen, dass es jeder einzelne wert wäre, zu überleben? Oder soll man soweit gehen, sein eigenes Leben für das der anderen zu opfern? Zeigt das Großmütigkeit? Oder ist es ein Zeichen der Unterwürfigkeit, eines mangelnden Selbstwertgefühls? Oder soll man all seine Vorteile aufzählen, die einen gegenüber anderen Menschen wichtiger erscheinen lassen?
Was für einen Spanier selbstverständlich ist und bei jedem Vorstellungsgespräch vorkommt, bringt einen Österreicher, Deutschen oder Schweizer in komplette Verwirrung. Eine solche Frage würde wohl eher als unangebracht angesehen und als Fangfrage abgetan werden.
In deutschsprachigen Ländern wird wesentlich mehr Wert auf die Richtigkeit aller Angaben gelegt, etwa ob das laut Lebenslauf fließende Englisch oder Spanisch den Tatsachen entspricht. Ist dem nicht so, sieht es schlecht aus mit dem Job. Genau so ist es, wenn man spezielle Fähigkeiten angibt oder besondere Fachkenntnisse. Auf solche Fragen bei einem Bewerbungsgespräch kann man sich recht gut vorbereiten, denn entweder man hat gelogen und sich in ein besseres Licht gestellt, oder eben nicht.
Doch in Spanien stehen noch weitere außergewöhnliche Fragen auf dem Plan, so zum Beispiel:
Wer hat das, was Sie gerade an Kleidern tragen, für Sie ausgesucht?
Glauben Sie, dass Sie mit diesem Schmuck oder dieser Krawatte Eindruck schinden können?
Warum sind Sie so nervös?
Glauben Sie, dass Sie mit diesen Unterlagen eine Stellung finden?
All diese Fragen zielen weniger auf feststehende Tatsachen ab, als auf die Fähigkeiten der Bewerber, sich selber gut zu verkaufen und sich auch in heiklen Situationen nicht einschüchtern zu lassen. Mit anderen Worten: Es kommt nicht auf das an, was auf dem Papier steht, sondern auf die psychologischen Stärken eines Menschen. Auf die Fragen gibt es keine richtige oder falsche Antwort, so lange man überhaupt eine Antwort parat hat, die zeigt, dass man einfach immer seinen Mann oder seine Frau stehen kann.
(vs)