20.03.2010 |
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La Traviata
Über Verachtung, gesellschaftliche Vorstellungen und die mögliche Rettung durch die Liebe.
Was geschieht mit einem Menschen, der an einer tödlichen Krankheit leidet? In „La Traviata“, der weltbekannten Oper von Guiseppe Verdi, stellt der Regisseur Hans Gratzer die Hoffnung, Träume, den Sinn des Lebens und die Hingabe im Namen der Liebe in den Vordergrund.
Violetta Valéry (Kristiane Kaiser) ist eine unternehmungslustige Frau, die ihre Sorgen, ihre Einsamkeit und die gesellschaftliche Verachtung in Wein, Tanz und Lachen ertränkt. Vollkommen sorglos scheint sie durch ihr Leben zu schweben, Liebeskummer kennt sie nicht, überhaupt sind ihr angeblich leidenschaftlichen Gefühle fremd. So macht sie die Bekanntschaft von Alfredo Germont (Oliver Kook), der Violetta seine Liebe gesteht. Und auf einmal gibt es doch jemanden, der zu ihr steht und sich um sie kümmern möchte.
„Der Gott ist gnädig, doch der Mensch ist unerbittlich“, stellt Alfredos Vater (Egils Silins) fest. Violetta kommt in eine Gesellschaft, wo sie keine Chance mehr hat, für sich zu entscheiden, sondern die Regeln schon vorherbestimmt sind. Und nach diesen Regeln gibt es Gewinner und Verlierer. Opfer werden kann man leicht.
Leidend und einsam bekommt Violetta plötzlich die Zuwendung der Freunde von Alfredo, die seine Eifersucht verachten und sich auf ihre Seite stellen. Die „Freunde“ vollziehen einen Seitenwechsel zu der Person, die ihrer Meinung nach gerade am meisten leidet.
Wenn die Liebe verloren ist, „Freunde“ launisch sind, und nicht einmal der Geliebte Violetta von ihrer schweren Krankheit retten kann, bleibt nur noch eine Lösung: Sich dem Himmel zu übergeben.
Ein buntes Fest in einem eindrucksvollen Bühnenbild von Hans Gratzer, abwechslungs- und kontrastreiche Kostüme von Barbara Naujok, ein makelloses Spiel des Orchester unter der Leitung von Enrico Dovico, talentiertes Spiel und hervorragender Gesang bietet bis 26. Juni die Volksoper in Wien.
(vs)
Foto: Dimo Dimov
Volksoper Wien