Auch die
Mutter profitiert vom Stillen, da beim Stillen
Prolaktin und Oxytocin ausgeschüttet wird. Oxytocin ist ein sogenanntes
Glückshormon, das auch beim Orgasmus ausgeschüttet wird, Wohlbefinden
auslöst und unter anderem das Stresshormon Cortisol senkt und den
Knochenaufbau unterstützt. Die Wärme und Nähe des Kindes sind auch für
die Mutter von großer Bedeutung und stärken ihr Selbstbewusstsein.
Daher ist es für Mutter und Kind von Vorteil, so lange wie möglich zu stillen.
Die
WHO empfiehlt Stillen zumindest bis zum vollendeten 2.
Lebensjahr, die ersten 6 Monate Stillen alleine, dann mit Beikost, und
nach dem vollendeten 2. Lebensjahr solange wie es Mutter und Kind
wollen. Dies kann durchaus bis zum 6. Lebensjahr sein.
Der
Beginn der „Beikost“, also anderes außer Muttermilch, sollte
dem Bedürfnis des Kindes angepasst sein. Sobald ein Kind Zähne hat und
am Essenstisch mitessen will, zu Apfel oder Karotte greift, kann dies
auch zugelassen werden. Vorsicht nur vor Zucker und Kuhmilch, welche bis
zum Vollenden des 1. Lebensjahres möglichst gemieden werden sollten.
Milchfläschchen und Brei sind nicht notwendig. Durch Muttermilch und
Mitessen am „Familientisch“ mit gesunder Mischkost ist das Kind bestens
versorgt. Es wird dann automatisch nach und nach mehr essen. Das Stillen
wird dann weniger zur Nahrungsaufnahme verwendet, bleibt aber als
Beziehungsstärkung von großer Bedeutung.
Anfangs ist das Stillen voll auf die
Bedürfnisse des Kindes
abzustimmen. Der Säugling bestimmt Uhrzeit, Häufigkeit und Dauer. Nachts
zu stillen ist von Natur aus vorgesehen, nachts wird mehr Prolaktin
ausgeschüttet, wodurch die Milch besser fließt. Nächtliches Aufwachen
verstärkt außerdem die Atmung und vermeidet dadurch plötzlichen Kindstod
durch zu flache Atmung. Ein Durchschlafen von Säuglingen ist also gar
nicht erwünscht.
Wenn
das Kind im Bett der Mutter schläft, was das Beste für das
Kind ist, da es so den Herzschlag, den Atem, den Schweiß u.v.m. der
Mutter spüren kann und weiß, dass es nicht alleine ist, passiert das
Stillen ganz selbstverständlich und bedeutet keinen zusätzlichen Aufwand
durch nächtliches Aufstehen.
Wenn das
Kind älter wird, wird es immer weniger trinken, vielleicht nur noch nachts, da es nicht mehr um die Nahrungsaufnahme, sondern um die
Geborgenheit und Beziehung zur Mutter
geht. Irgendwann hört es dann von selbst auf. Wenn das Kind gerne
weiter gestillt werden würde, es der Mutter aber unangenehm ist, da z.B.
die Brustwarzen nach vielen Jahren überreizt sind, ist es besser,
aufzuhören. Das Stillen ist für Mutter und Kind etwas Besonderes, etwas
Schönes, und sollte nicht mit unangenehmen Gefühlen verbunden sein. In
der Natur beißt eine Mutter ihr Junges weg, wenn es alt genug ist.
Stillen Sie, solange es ihr Kind und Sie genießen!
Dr. Julia Rüsch
Ärztin für Allgemeinmedizin, Psychosomatische Medizin
www.ruesch.info