Wenn das Essen zum Fluch wird
Essstörungen gehören zu den psychiatrischen Erkrankungen und die Anzahl der Betroffenen ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Eine "Essstörung" zeichnet sich dadurch aus, dass die Betroffenen eine gestörte Körperwahrnehmung in Kombination mit einer krankhaften und ständigen Beschäftigung mit dem Essen haben. Sie sind oft eine Reaktion auf unbefriedigende Lebensverhältnisse.
Der Beginn von gestörtem Essverhalten ist häufig in der Pubertät zu finden. Der Körper und die Einstellung zu selbigem verändern sich in dieser Zeit besonders stark, Jugendliche beginnen sich in diesem Alter gehäuft mit ihrem Aussehen auseinanderzusetzen und sind auch besonders empfindlich für Kritik von außen. Aussagen wie: „Du bist fett, hässlich, etc.“ gehen in diesem Alter besonders nahe, auch wenn man es gerade da am wenigsten zugeben will.
Stummer Protest, Resignation, Hilflosigkeit, etc. sind in diesem Fall Auslöser für ein Kontrollverhalten nach dem Motto: „Wenn ich schon sonst nichts auf die Reihe bekommen und nichts beeinflussen kann, meinen Körper und mein Essverhalten hab ich unter Kontrolle!“.
Die Sehnsucht, dünn zu sein, in Zusammenhang mit dem heutigen Schlankheitsideal, kann außerdem ein Grund für Essensverweigerung sein. In den Medien sehen wir jeden Tag perfekte Menschen mit perfekter Figur, perfektem Aussehen und einem perfekten Leben - und wer würde sich nicht gerne eine Scheibe davon abschneiden können? „Denn wenn ich erst mal dünn bin, wird’s mir sicher auch besser gehen, ich bekomme mein Leben auf die Reihe, werde beliebt sein, etc.“
Hierbei handelt es sich nicht ausschließlich um ein weibliches Problem, es gibt auch männliche Betroffene, jedoch weitaus weniger.
Hinweise auf eine Essstörung können sein, wenn Sie folgende Fragen mit „ja“ beantworten:
Fühle ich mich schuldig, wenn ich was gegessen habe?
Habe ich das Gefühl, dass ich durch Essen meine Probleme beseitigen kann?
Dreht sich bei mir alles um das Thema Nahrung und um Kalorientabellen?
Fühle ich mich dick, obwohl ich Normal- oder Untergewichtig bin?
Habe ich das Gefühl, dass alles besser wird, wenn ich nur mal dünner bin?
Generell sind Essstörungen wie eine Sucht. Durch vermehrtes/vermindertes Essen wird eine Art Befriedigung erreicht, die jedoch nur von kurzer Dauer ist. Um dieses gute Gefühl aufrecht zu erhalten, wird das gestörte Essverhalten fortgesetzt und endet in einem Teufelskreis.
Eine oft vergessene Folge von Essstörungen sind die langfristigen Gesundheitsschäden, seien es nun Mangelerscheinungen oder auch Osteoporose, Erkrankungen des Magen-Darmtrakts oder ein erhöhtes Vorkommen von Herz- und Gefäßerkrankungen usw. Der Vielfalt an möglichen gesundheitlichen Schäden sind hier keine Grenzen gesetzt.
In den nächsten Wochen beschäftigt sich „die-frau“ für Sie in der Rubrik Gesundheit mit den verschiedenen Arten von Essstörungen, wie z.B. Anorexia nervosa, Bulimia nervosa und Binge Eating Disorder.
(mg)
Foto: Alex, wikimedia