Fast jeder Österreicher, ohne Zweifel ebenfalls fast jeder Deutscher, Schweizer, viele Ukrainer, Russen und Bewohner aller möglichen Länder haben ein Tier zu Hause. Es wäre vielleicht richtiger „Sie sind im Besitz eines Haustieres“ zu sagen, jedoch finde ich den Ausdruck nicht fair genug, denn es drückt so viel aus, dass einer sich im Besitz des anderen befindet. Warum schafft man sich ein Tier an? Welche Verantwortung trägt man, indem man ein Haustier bei sich aufnimmt? Gibt es überhaupt eine Haftung für ein Haustier? Und wenn ja, wer haftet, wenn dem Hausliebling was passiert? Diese und weitere Fragen versuchen wir in dem folgenden Artikel zu beleuchten.
Wenn man nur an Paris Hilton denkt, die glamourös und mütterlich ihren Chihuahua Tinkerbell wie eine Handtasche zwischen ihrem Oberarm und dem Körper quetscht, so stellt man sich den Hund wie ein praktisches Accessoire vor. So ein Hund macht einem ein gutes Image und schaut einfach nur sympathisch aus. Der Wunsch Mutter zu werden ist bei einer Frau sehr stark. Wenn er nicht erfüllt wird, weil der Partner sich nicht als Vater sieht oder die Frau zuerst eine Karriere machen will, sucht sie sich einen Kindesersatz. Oft ist es dann der Partner, nicht selten jedoch nehmen Frauen einen Hund bei sich auf. Der braucht wesentlich weniger Pflege als ein Baby. Mit dem kann man aber trotzdem sehr schön kuscheln und ihn anziehen und füttern.
Meine Tante hat einmal gesagt, dass Menschen, die Angst haben und nach Sicherheit und Schutz suchen, im Besitz eines großen Hundes sind. Ob es tatsächlich auf die Größe ankommt?! Denn man kennt das doch von der Größe des Penis, dass nicht alles, was groß ist, gleichzeitig auch gut ist.
Itchy: entführt – verzweifelt gesucht – gefunden
Ein bekannter 9-jähriger Bub ging seinem Chihuahua Itchy wie eine besorgte Mutter jeden Schritt nach. Er ließ ihm kaum freie Luft und verfolgte jede seiner Bewegungen. Es war seine Art, sich um den Hund zu kümmern. Auch wenn viele ihn dafür verurteilt haben, ließ er nicht nach. Denn die Sicherheit des Hundes ging ihm über alles. Andere Hunde werden angezogen, mit Brillanten geschmückt, müssen eine Diät über sich ergehen lassen oder gar in ein Hundewagerl steigen. Eben der Hund als praktisches Accessoire oder Spielzeug. Andere Hundebesitzer richten den Umgang mit einem Hund danach, wie das Tier tickt. Besonders schlimm finde ich, wenn große Jagdhunde in einer Miniwohnung gehalten werden. Pure Qual für das Tier, das eher an den freien Himmel und an Wände aus Wind gewohnt ist.
Auch wenn ein Tier viel selbständiger ist als ein Kind, übernimmt man doch eine Verantwortung für die Sicherheit und Fürsorge dieses Lebewesens. In der freien Natur geht jedes Tier selbständig aus. Wird es jedoch in der künstlichen Situation einer Stadt mit dem von den Menschen erzeugten Verkehr gehalten, in einer Wohnung mit Geräten, die wiederum ein Mensch erzeugt hat, kann es sehr gefährlich werden. Hier hat das Herrchen die Verantwortung. Trotz des Gesetzes, das allen Hundebesitzern vorschreibt, die Hunde ausnahmslos an der Leine zu führen, entscheiden sich viele dagegen. Hier hat wiederum das Herrchen oder das Frauchen die Verantwortung lieber eine besorgte Mutter zu spielen, als das liebe Tierchen nicht mehr lebend unter einer Straßenbahn hervorzuholen.
Als Itchy, der Hund des 9-Jährigen, plötzlich verschwunden war, konnten der Bub und seine Geschwister diese Situation nicht ertragen. Sie waren äußerst aktiv in die Suche involviert. Dank eines Freundes der Familie hat man den Hund wieder gefunden. Denkt man, wenn ein Haustier verloren geht: Schade um 500 Euro? Oder denkt man, dass ein Teil der Familie, gleichsam ein Angehöriger mit 4 Füßen, der bereits jedem etwas bedeutet, womöglich nicht mehr zurückkommt? Das Quietschen, Bellen und die harmlosen spielerischen Bisse von Itchy waren zu einem Teil des Alltages geworden. Das alles vermissen zu müssen, war „einfach nur zum Kotzen“, wie es eine Bekannte, der Itchy ebenfalls sehr nahe stand, treffend auf den Punkt gebracht hat.
Varvara Shcherbak