Als der Wolverine-Standalone-Film namens "X-Men Origins: Wolverine" 2009 von Deadpool-Fans förmlich in der Luft zerrissen wurde, da die Figur des Wade Wilson darin so ganz und gar nicht dem Ausgangsstoff gerecht wurde, schien es so, als wäre damit ein eigener Film über den "Merc with a Mouth" in Zukunft gänzlich ausgeschlossen.
AGAINST ALL ODDS
Nun, nahezu 7 Jahre, ein "unabsichtlich" veröffentliches Promotions-Video und eine Vielzahl von Teasern und Marketing-Stunts später, wurde die Vision der Hardcore-Deadpool-Fans zur Wirklichkeit.
Star des Filmes Ryan Reynolds, der nun wie auch schon im Originsfilm 2009 den Söldner Wade Wilson, der später zu Deadpool wird, fungierte gleichzeitig auch als Produzent.
Was dies genau bedeutet, ist denjenigen von uns, die die Verwirklichung des Projektes "
Deadpool" einigermaßen mitverfolgt haben, bekannt. Seit mehreren Jahren, im Grunde sofort nach dem Wolverine-Debakel 2009, kämpfe der Schauspieler für die Verwirklichung seines Lieblings-Comicbuch-Charakters.
Jahre später, als nun ein Video mit einer Filmszene vor etwas mehr als einem Jahr im Internet von "Unbekannt" veröffentlicht wurde,
spielten die Fans verrückt. Es handelte sich um Test-Filmmaterial, das dem Filmstudio "20th Century Fox" vorgelegt wurde, um die Idee voranzutreiben, zu zeigen, dass das Potential für einen Deadpool-Standalone da ist und bot es einen Eindruck, wie so ein Film aussehen kann.
Sofort darauf wurde von Fox grünes Licht für die Filmproduktion gegeben. Kein Wunder, denn die Reaktionen der Internet-Gemeinde war mehr als positiv.
Ryan Reynolds erwähnte mehrmals, dass er derjenige war, der die Filmszene veröffentlichte. Die positiven Fanreaktionen darauf überzeugte schlussendlich das Studio.
Zum Erfolg mit Unkonventionalität
Nun ist es jetzt bereits 3 Wochen her, dass die Marvel-Comicbook-Verfilmung am Valentins-Wochenende weltweit in die Kinos kam.
Ein Projekt, von dem damals niemand erwartete, dass es überhaupt möglich sei, es zu produzieren und dass es gut bei einer Vielzahl von Zusehern ankommen werde, ist nun einer der meistgerühmten Comicbuchverfilmungen.
Fox rechnete nicht damit, dass es ein ausreichendes Publikum für den "Söldner mit der großen Klappe" geben würde. Noch dazu, da Deadpool in den Comics eine Klasse für sich ist - die Schimpfwörter sprudeln nur so aus dem Titelhelden heraus. Und genügend gewalttätig ist er auch. Aus diesem Grund bekam er auch eine strengere FSK-Auflage als seine X-Men Kollegen (und Superheldenfilme allgemein). Diese 16er-Altersbeschränkung war ein Grund zur Sorge für das Studio.
Die Zahlen sprechen jedoch für sich. Sie zeigen, es gibt sehr wohl einen Markt für "reifere" Comicbuchverfilmungen.
Ryan Reynolds selbst erwähnte, dass die Filstudios sich oft nicht vorstellen können, worfür es Nachfrage gibt und wofür nicht. Das ist auch ein Grund dafür, dass nun erstmals 2017 die Superheldin Wonder Woman einen eigenen Film bekommen wird - ein Privileg, das bislang fast nur ihren männlichen Kollegen zuteil wurde.
Reynolds ließ sich darüber aus, dass die Studios die letzten seien, die realisieren, dass sich gerade auch Frauen heutzutage Superheldenfilme ansehen.
Warum Filmstudios in vielen Fällen keine Ahnung davon haben, was das Publikum möchte, wird uns Normalbürgern wohl noch längere Zeit ein Rätsel bleiben.
Eine Goldgans namens "Deadpool"
Mit einem Filmbudget von nur 58 Mio. US-Dollar (was für einen Film dieser Art mehr als wenig ist) startete der Film am 12. Februat 2016. Filme, die zu dieser Zeit veröffentlich werden, befinden sich in einer schwierigeren Position als Filme im Sommer. Prinzipiell werden Filme, bei denen man nicht davon ausgeht, dass sie sich allzu gut schlagen werden, in diese Zeit "gedrängt". Die großen und namensträchtigen Blockbuster erscheinen jeweils im Sommer (und Frühjahr).
Daher ist es beachtlich, dass sich "
Deadpool" nicht nur gut schlägt, sondern sogar alle Rekorde bricht. Das US-Startergebnis (135 Mio) ist das bisher beste in der Geschichte des Produktionsstudios 20th Century Fox.
Zum Vergleich: Der Blockbuster "
Gods of Egypt" hatte schätzungsweise ein Budget von 150 Mio. US-Dollar und spielte ein Start-Ergebnis von nur 15 Mio. Eher mickrig.
Weltweit darf sich jetzt Cast und Crew von "
Deadpool" auf sein Einspielergebnis von mehr als 600 Millionen US-Dollar in den ersten drei Wochen
Spitzenreiter im X-Men-Universum ist bislang "
X-Men: Days of Future Past" ("
Zukunft ist Vergangenheit") mit einem Einspielergebnis von fast $750 Millionen.
Ein Drehbuch für die Fortsetzung von "
Deadpool" ist laut Ryan Reynolds schon in Arbeit. Die Produktion eines zweiten Teiles wurde bereits vor dem Kinostart des ersten angekündigt.