Im Vergleich zu den Ausgaben der Touristen erscheinen die Hochzeitsausgaben wie vom Hochzeitskuchen abgefallene Krümmel.
Gleich nach dem Bekenntnis von Prinz William, dass er bereit ist, seinen Single-Status aufzugeben, klingelten die Kassen vor allem bei den britischen Geschäften der Luxusklasse. Den Ring, den seine Verlobte Kate Middleton als Zeichen seiner Treue und Liebe an ihrem Finger trägt, gibt es bereits als Kopie für jedermann zu erstehen. Das Original befand sich übrigens schon am Finger von Lady Di. Auch das Kleid, das die zukünftige Königin bei der Bekanntgabe ihrer Verlobung trug, war innerhalb von Stunden restlos ausverkauft.
Dazu kommen noch die ganzen Teller und Tassen mit dem Antlitz des jungen Paares, und weiterer Kitsch und Tand zur Erinnerung an den großen Tag. Auch wenn die Hochzeit selber und die Vorbereitungen darauf ein tiefes Loch ins Budget des Landes sprengen, so fließt doch das mehrfache dieser Ausgaben durch die ganzen Andenken wieder zurück. Zur Hochzeitsfeier selber wird ein Touristenansturm erwartet, wie ihn Großbritannien noch nie erlebt hat. Mit anderen Worten: Die Wirtschaft boomt.
Wenn es also so einfach ist, ein ganzes Land finanziell zu sanieren, könnte man dann diese Methode der prominenten Ereignisse auf die ärmeren Länder dieser Welt übertragen? Oder liegt es nicht nur an einer königlichen Hochzeit, sondern auch an der Geschichte des Landes dahinter? Wie würde die Welt reagieren, wäre Prinz William nicht der britische Thronfolger, sondern aus dem Tschad oder dem Oman? Und hätten solche Länder überhaupt die Möglichkeit, ein derartiges Ereignis weltweit medienwirksam zu vermarkten?
Was ist es, das die Menschen derart an Persönlichkeiten wie den britischen Prinzen fasziniert? Ist es wirklich nur die Tatsache, dass sie aus einem königlichen Haus kommen und deswegen weltweit berühmt sind? Oder ist es die ganze Geschichte der Familie, nicht zuletzt der tragische Tod von Prinz Williams Mutter Diana, die diese Hochzeit zu einem Medienspektakel machen?
Oder würden die Touristen vielleicht eher etwa nach Kambodja pilgern, wenn Lady Gaga dort eine neue Unterwäschekollektion präsentiert?
(vs)
Foto: Windsor/Goulet