Wer zwischen mehreren Jobs, dem Studium, einem Yogakurs und diversen Fortbildungen jongliert, wird schon eine gewisse Bekanntschaft mit dem folgenden Thema gemacht haben: Es bleibt relativ wenig Zeit und vor allem kaum Geduld für das Kind. Frau lässt sich von dem Spross dann vieles gefallen mit einer für sich selbst einfachen Begründung: Ich will endlich meine Ruhe haben. Das nächste Mal wundert frau sich dann, warum isst das mittlerweile schon fünfjährige Kind immer noch wie ein Schwein. Oder warum hört es nicht darauf, wenn frau ihm sagt, es soll es einfach lassen, fremde Sachen unerlaubt in Besitz zu nehmen. Die Mutter ist verärgert und genervt, beklagt sich über das ungezogene Kind, das ihr alles zum Trotz macht. Das Kind versteht die Problematik dann zu Recht nicht, denn es hat doch mit der Tasche seiner älteren Schwester schon oft genug gespielt und mit einem Stück Brot ist es schon immer herum gelaufen. Warum sollten sich jetzt auf einmal die Spielregeln ändern?
Ich erlebe täglich Situationen, wo die Mütter viel zu wenig eingreifen und bei vielen „Unsitten“ die Augen zudrücken, weil sie gerade keine Lust haben, einen neuen Streit zu beginnen oder einfach nur zu faul sind, sich zu behaupten. Das Ergebnis ist die sich wie ein Schneeball immer kälter sich anhäufende Überforderung einer Frau, die irgendwann wie ein Luftballon, der unaufhörlich mit Luft gefüllt wird, explodiert.
Wie geht frau hier vor? Frau kann doch den Kindern nicht ständig nachrennen und sie dauernd belehren. Das ist auch nicht das Ziel. Hartnäckig muss frau sein und eine gerade Linie halten, an der sich das Kind orientieren kann. Eine Mutter sollte für das Kind eine Autorität, ein klares Vorbild sein, an dem sich das Kind orientieren kann.
„Mama, bring mir ein Glas Wasser! Mama, putz mich ab! Mama, lies mir vor!“, die kleinen Diktatoren kennen oft keine Grenzen. Doch frau sollte aus einem Kind kein Weichei und keinen Prinzen oder keine Prinzessin heranziehen, sondern den Kleinen ruhig Aufgaben geben. Auch Kinder können ruhig ihren Beitrag leisten, indem sie beim Tischdecken helfen, ihr Spielzimmer in Ordnung halten und ihre Schuhe in den Schrank räumen. Dies mögen Kleinigkeiten sein. Die jedoch, wenn frau mal falsch eingesetzt hat, schwer zu erlernen sind.
Die andere Seite der Medaille ist: Ob frau denn immer, wenn das Kind sagt: „Mama schau her“ und „Mama komm mit“, mitmachen soll? Denn einerseits fühlt frau sich angesprochen, andererseits hat frau kein Interesse daran. Darf frau da „nein“ sagen? Es geht nicht um das Aussprechen von „ja“ oder „nein“, sondern darum, dass frau – statt sich für das Kind aufzuopfern – klar und deutlich die eigenen Wünsche vorzieht. Das Kind wird nie beleidigt sein, wenn die Mutter nicht das macht, was ihm im Moment einfällt, weil sie noch ihre Aufgaben erledigen möchte.
Zum Muttersein gehören eine klare Linie, deutliche Wünsche und autoritärer Umgang dazu. Dafür sollte sich die Mutter selbst einschätzen, ihre eigene Qualitäten kennen und diese entwickeln. Eine selbstbewusste und selbständige Mutter, die ihre Ziele kennt und auch weiß, wie frau diese umsetzt, ist eine Freude für das Kind und seine gesunde Entwicklung.
Varvara Shcherbak