Wie die meisten Bräuche zur Adventszeit ist auch der Nikolaustag ein ursprünglich heidnischer, von der Kirche übernommener Brauch. Der Ursprung des Nikolaus liegt im heidnischen Hauptgott Odin (oder Wodan), doch da in der Zeit der Christianisierung die Vertreibung des Brauchtums nicht gelang, wurde er durch Nikolaus von Myra ersetzt, dessen Todestag heutzutage am 6. Dezember begangen wird: der Nikolaustag.
Odin/Wodan
Odin, der heidnische Hauptgott und Anführer der wilden Jagd, reitet in den Rauhnächten mit der Erdenmutter Holle (Frau Holle, Berchta oder Perchta) über die Dächer und nimmt die verstorbenen Seelen mit auf einen wilden Ritt. Die Erdenmutter Holle ist freundlicher Gesinnung und hat ursprünglich keine dämonischen Züge. In Zeiten der Christianisierung wurde versucht, sie aus dem Glauben zu vertreiben, in dem sie in alte Lumpen gekleidet dargestellt und somit herabgewürdigt werden sollte. Holle, einst eine strahlend schöne Göttin, wurde zu einer Vegetationsdämonin umgeändert. Dies lässt sich zurückführen auf das Heer der Verstorbenen, die auf der wilden Jagd mitgenommen werden, auf die Eigenschaft der Gottheiten, Leben zu geben und zu nehmen, und auf die Dämonenschar, die sie begleitete.
Der Nikolausbrauch
Als Odin, Erdenmutter Holle und ihre Gefolgschaft über die Erde ritten, folgte ihnen ein Sturm, der die Samen der Früchte im ganzen Land verteilte. Dies ist gleichzusetzen mit Mandarinen und Nüssen als Gaben des Nikolaus. Frau Holle bestrafte Unordnung in den Häusern, somit musste die Stube gereinigt werden und die Menschen hinterließen Opfergaben für die Götter. Als Belohnung erhielten sie Geschenke. Der Brauch, die Stiefel zu reinigen, um sie am nächsten Morgen gefüllt zu finden, geht auf alte heidnische Sagen zurück. Der Diener Odins, eine dämonische Figur, trug eine Rute bei sich, die für Fruchtbarkeit stand. Im Laufe der Zeit verschmolzen Holle und der Knecht Odins zu einer Figur.
Da es während der Christianisierung nicht gelang, die Brauchtümer auszumerzen, ersetzte die Kirche Odin durch Nikolaus von Myra. Dieser übernahm viele von Odins Eigenschaften und „erfand“ sie neu.
Die Eigenschaften der heidnischen Gottheiten wurden zusätzlich so umgeformt, dass sie zu erzieherischen Zwecken genutzt werden konnten. So bekommen Kinder, wenn sie brav sind, vom Nikolaus Geschenke oder werden, wenn sie nicht brav sind, vom Krampus bestraft.
Traurig ist, dass wir Bräuche pflegen, dessen Ursprung wir nicht kennen, und auch heute noch versucht wird, diese als Brauchtum der katholischen Kirche zu verkaufen.
(kh)
Foto: böhringer friedrich